Erinnert sich noch jemand an die goldfarben lackierten Fahrräder, die zwischen April und Juni dieses Jahres in der Stadt zu sehen waren? Die Stadt Frankfurt hatte Ende April(!) in einer Mitteilung von einem externen Dienstleister berichtet, der sich um das Entfernen dieser Bikes kümmern sollte. Allerdings steht seit jeher ein solches vor dem Kino „Eldorado“ und wurde bisher nicht entfernt. Vor wenigen Tagen dann das: Es ist weg! Wahnsi… nee, doch nicht. Es steht einfach nur einige Meter weiter, aber direkt bei den dort aufgestellten Mülltonnen. Na dann wird es ja demnächst entsorgt. Nächster Tag. Einige Mülltonnen fehlen, wurden vermutlich geleert und wieder weggebracht. Das Fahrrad ist auch w… nee, doch nicht. Er liegt wenige Meter entfernt davon auf dem Boden. Und Tage später wieder ordentlich hingestellt. Und nochmal Tage danach wieder auf Boden – auch heute Morgen noch. Es bleibt spannend.
Weniger spannend geht es zu diesem Thema ganz aktuell in Bornheim zu, wo an einem unübersehbaren, auffällig präparierten Gold-Fahrrad ein nicht gegenderter Text mit dem Titel „Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles“ zu diesem Projekt aufklärt.
„In einer kleinen Stadt, eingebettet zwischen Opernhaus und Kaffeehäusern, standen einst viele Fahrräder, die einst das Stadtbild prägten. Sie hatten Generationen von Stadtbewohnern gedient, Verliebte zu romantischen Ausflügen begleitet und Kinder auf ihren Abenteuern unterstützt. Doch wie alles in der Welt, erlebten auch diese Fahrräder ihren Lebenszyklus. Mit der Zeit wurden sie alt, verrostet und letztlich zu Schrott erklärt. Sie wurden zu toten Monumenten der Vergangenheit, vergessen und unbeachtet.
Ein Frankfurter Bürger, seit seiner Kindheit großer Verehrer Goethes, erinnerte sich an die Zeilen des Meisters: „Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles.“ Inspiriert von der idee, dass Gold Menschen anziehen und zum Nachdenken anregen könnte, kam ihm eine ungewöhnliche idee, um auf die Wichtigkeit von Müll und seiner Wiederverwertung aufmerksam zu machen. Er beschloss, die alten Fahrräder in Gold zu verwandeln.
Mit Sorgfalt und Hingabe begannen die Handwerker der Stadt, die schrottreifen Fahrräder mit goldener Farbe zu überziehen, Rad für Rad, Speiche für Speiche. Die einst traurigen und vernachlässigten Fahrräder verwandelten sich in schillernde Kunstwerke, die die Sonnenstrahles einfingen und zurück in die Welt warfen. Die goldenen Fahrräder wurden schnell zu einer Sensation, einem Symbol für Transformation und neue Möglichkeiten. Menschen kamen aus nah und fern, um das Phänomen zu bestaunen, und während sie dort standen, beeindruckt von dem blendenden Spektakel, begannen sie zu verstehen.
Die Botschaft verbreitete sich schnell: Was einmal nützlich war musste nicht für immer verloren sein. Die goldenen Fahrräder erzählten die Geschichte von Wiedergeburt und Neuanfang. Sie zeigten, dass selbst im scheinbaren Tod die Möglichkeit zur Schönheit und zum Nutzen besteht. Die Einwohner begannen, ihre Ansichten über Abfall und Konsum zu überdenken. Sie erkannten dass, wenn man alten Fahhrädern neues Leben einhauchen konnte, dann konnte vielleicht auch das, was sie als Müll betrachteten, eine zweite Chance verdienen.
Die Stadt blühte auf, initiierte Recycling-Programme und Kunstprojekte, die aus alten Materialien neue Schätze schufen. Überall in der Stadt hingen die goldenen Fahrräder an Laternenmasten und Pfählen, zogen die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich und erinnerten daran, dass im Wandel die Chance für Wachstum und Erneuerung liegt. Der Anblick dieser strahlenden Fahrräder inspirierte die Bürger, alte Gegenstände nicht einfach wegzuwerfen, sondern kreativ. zu nutzen.
So lebten die alten Fahrräder weiter, nicht mehr als Gebrauchsgegenstände, sondern als Werke der Kunst und der Hoffnung – glänzende Beispiele dafür, dass im Wandel die Chance für Wachstum und Erneuerung liegt. Goethes Worte hallten in einem neuen Licht wider, denn das Gold, zu dem sie drängten, hing nicht nur von der Gier ab, sondern auch von der Kreativität und Weisheit, Altes in etwas Wertvolles zu verwandeln.“
Am eigenen Straßenkunstwerk eine Erklärung anbringen, dazu einen Bezug auf Goethe herstellen und das entsprechende Schriftstück laminieren? Puh. Die goldenen Fahrräder und Goethe also – wer hätte das gedacht? Vor allem, weil anfangs auch einige Fahrräder pink waren. Was sagte denn Goethe zu pink? Etwas dieser Art mit einer vermeintlichen Bedeutung aufzuladen, wirkt auf mich etwas überambitioniert, wenn nicht sogar cringe. Ob die Story womöglich erst nachträglich konstruiert wurde, um ihr Tiefe oder Relevanz zu verleihen? Und überhaupt: wenn Kunst erklärbar ist, warum wird sie überhaupt geschaffen? Warum nicht den Betrachter*innen die Interpretation überlassen? So ist eine vermeintliche Kunstaktion letztlich nur ein Rätsel„spaß“ gewesen, der nun aufgelöst wurde.