1876 baute die US-Regierung im Mississippigebiet die japanische Kletterpflanze Kudzu an, um der durch den massiven Baumwollanbau hervorgerufenen Bodenerosion entgegenzuwirken. Allerdings erfüllte die Pflanze nicht nur die ihr zugedachte Rolle, sondern mutierte zu einer Art Plage, weswegen sie in der Biologie bis heute als Metapher für die Bedrohung durch invasive Arten verwendet wird. Im Booklet zur Ausstellung heißt es: „Ihre Geschichte als gescheitertes Heilmittel steht für den gewaltigen und weithin vergessenen Tribut, den das Ökosystem der Südstaaten für die Sklaverei zahlen musste. Die Geschichte der Pflanze ist in derselben Sprache geschrieben, die Menschen wie Natur zu Objekten macht und Ausschluss, Unterdrückung und Vereinzelung produziert.“
Für die Ausstellung der nigerianisch-amerikanischen Künstlerin und Lyrikerin Precious Okoyomo wurde der Boden im Zollamt MMK komplett mit Erde bedeckt. Der Raum ist mit Pflanzen bewachsen und zwischen all dem Gewächs sind sechs an Vogelscheuchen und Voodoopuppen erinnernde Figuren aus unbehandelter schwarzer Lammwolle aufgestellt. Benannt hat die Künstlerin diese wie folgt: Angel of the world, Angel of death, Angel of dreams, Angel of light, Angel of the sun und Angel of the earth. Nur ein Monat nach der Ausstellungseröffnung von Earthseed ist bereits zu erkennen, wie die Pflanze auf die Puppen und Klinkerpfeiler hochklettert. Mal sehen, wie weit sich das noch bis zum Ausstellungsende am 1. November 2020 entwickeln wird.
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