Gleich drei Veranstaltungen beschäftigen sich in den kommenden Tagen mit der Wohnsituation in Frankfurt am Main. Würde diesbezüglich nur halb so viel passieren, wie darüber diskutiert wird, wäre womöglich schon viel gewonnen, stattdessen wird weiterhin, Jahr für Jahr, Stück für Stück, immer mehr Wohnraum geschaffen, den sich immer weniger Bürger*innen leisten könnten.
Da seit einigen Jahren aber nicht mehr nur Geringverdiener, ehemalige Arbeiterviertel und Gegenden mit erhöhtem Anteil ausländischer Mitbürger_innen von der Vertreibung betroffen sind, ist das Thema wenigstens zum Dauerbrenner geworden: Berichte über Gentrifizierung, Mietpreisbremsen, Milieuschutz oder neue Stadtteile sind fast auf der Tagesordnung und ein Mietentscheid in Frankfurt ist neuerdings auch im Rennen. Interessant hierzu die ersten Reaktionen nach Bekanntwerden des Frankfurter Mietentscheids.
Mietentscheid Frankfurt
Mit „linken Populismus“ und „rechtlich gar nicht zulässig“ hat sich der Chef des städtischen Wohnungskonzerns ABG, Frank Junker, in der FR vom 14.08.2018 zu Wort gemeldet und in der FAZ vom 14.08.2018 wird die Gefahr eine Ghetto-Bildung heraufbeschworen. Die, mal überspitzt formuliert, Reichenghettos sind damit natürlich nicht gemeint. Unterfüttert wird das ausgerechnet mit einer Argumentation für eine durchmischte Bevölkerungsstruktur. Diese ist prinzipiell zu befürworten, aber um eine solche zu gewährleisten, braucht es eben diesen bezahlbaren Wohnraum für untere, aber auch mittlere Einkommensschichten und nicht noch mehr Entwicklungen, die, wie eigentlich schon seit Jahren zu beobachten, zu immer homogener werdenden Gegenden für Besserverdienende führen. Aber was weiß ich schon.
Beim Deutschlandfunk wird der Mietentscheid auch thematisiert: Mietentscheid Frankfurt am Main – Bürgerbewegung für mehr Sozialwohnungen
Die drei Veranstaltungen im Überblick:
Das Ostend zwischen Gentrifizierung und Politikversprechen
10. September 2018, 19.30 Uhr, KunstKulturKirche Allerheiligen
Mit Dr. Andrea Mösgen (Humangeographin, Goethe-Universität Frankfurt am Main), Conny Petzold (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Mieter helfen Mietern), Bernd Hausmann (Stadtentwicklungsplaner aus Hofheim), Dr. Björn Egner (Politikwissenschaftler TU Darmstadt) und Inken Martin (Moderation Nachbarschaftsinitiative NBO).
„Für das Ostend sind einige maßgebliche Entscheidungen getroffen worden, die den Stadtteil nicht nur augenscheinlich deutlich verändern, sondern auch massiv in die Bevölkerungsstruktur und das Leben der Bewohner*innen eingreifen. Der Aufwertungsbegriff, der hier verwendet wird, bezieht sich vor allem auf die Modernisierung des alten Hausbestandes und auf einen Wandel des ansässigen Gewerbes. Insbesondere mit der Verlagerung der EZB hat die Stadt ein Fanal gesetzt, um auch von „Außerhalb“ Interessenten anzulocken und damit ein stückweit die Entwicklung aus der Hand zu geben und dem „freien“ Markt zu überlassen. […]“ (Mietenwahnsinn Hessen)
Mietspiegel = Mieterhöhung?
11. September 2018, 19.00 Uhr, Nachbarschaftszentrum Ostend
Mit: Eyup Yilmaz (Wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Römer), Jürgen Lutz (Vorstand und Mietrechtsberatung bei Mieter helfen Mietern Frankfurt e.V.) und Dr. Jürgen Schardt (Humangeograph, hat 2012 eine Studie zum Frankfurter Mietspiegel erstellt).
„Seit dem 1. Juni 2018 gilt ein neuer Mietspiegel in Frankfurt. Laut diesem neuen Mietspiegel sind die Mieten seit 2014 durchschnittlich um 8,1 Prozent gestiegen. Bei einigen Wohnungen können die Vermieter*innen die Mieten aufgrund des Mietspiegels jetzt anheben. Doch wer ist davon betroffen? Was bedeutet der neue Mietspiegel für uns Mieter*innen konkret? […]“ (Frankfurter Info)
Wohnst du schon oder suchst du noch?
19. September 2018, 19.30 Uhr, Bornheimer Ratskeller
Mit Mike Josef (Dezernent für Wohnen und Planen in Frankfurt am Main) und Arijana Neumann (Landtagskandidatin, SPD) und Michael Boedecker (Nachbarschaftsinitiative NBO).
„Unter dem Motto „Wohnst Du schon oder suchst Du noch“ möchten wir mit Euch über bezahlbares Wohnen in Bornheim, Nordend und Ostend diskutieren. Zum einen geht es darum, neue, bezahlbare Wohnungen in Frankfurt zu bauen, um Druck vom Markt zu nehmen zum anderen wollen wir MieterInnen besser vor Vertreibung aus Ihren Wohnungen schützen. Ziel ist es Frankfurt als Stadt für ALLE möglich zu machen. […] “ (Arijana Neumann, SPD)