Thema der am vergangenen Donnerstag in Offenbach stattgefundenen TEDx RheinMain war „Subject to change“, Schauplatz war das Capitol, die ehemalige Synagoge, die heute als Kultur- und Veranstaltungszentrum genutzt wird.
TEDx steht für Technology, Entertainment, Design und ist eine jährlich stattfindende Konferenz mit Ursprung in Amerika, bevor es zu zahlreichen Ablegen über den gesamten Globus verteilt kam und Ideen, die es wert sind (mit)geteilt zu werden, eine Plattform bietet.
Kurzfristig entschied ich mich, an der diesjährigen TEDx RheinMain teilzunehmen. Gegenleistung: 42€. Für sich betrachtet, gar nicht mal so wenig Geld für eine Halbtags-Veranstaltung. Beginn war 14.30 Uhr, das Ende muß so gegen 20.30 Uhr gewesen sein. Zwei Pausen trennten die drei Tracks, bei denen jeweils vier oder fünf Redner/innen zu Wort kamen.
Subject2Change rückte den Wandel im Leben in den Mittelpunkt und stellte die These auf, daß wir alle gut daran tun, wenn wir ihn positiv aufnehmen und gar aktiv mitgestalten, statt uns dagegen zu wehren, ablehnen oder inaktiv bleiben.
Der erste Speaker im Track 1 zu Subject2Change auf der Bühne vor Ort war Prof. Dr. Gunter Dueck, der mit „Komfortzone Zukunft oder Wider die Gewöhnung“ das Thema Change am ursprünglichsten Punkt anpackte in dem er die Protagonisten, also die, die alles gut finden wie es ist und genau so weiterverwalten wollen (Zwanghaftigkeit) und die, die neue Wege gehen wollen und offen für Neues sind (Hysterie), miteinander vergleichte, analysierte und näher auf die Persönlichkeitsstrukturen einging.
Bei Track 2 fand ich Dunja Burghardt mit „The story of us“ am interessantesten. Sie veranstaltet mit ihrem Ehemann das Cosmic Cine Filmfestival, auf dem ausschließlich Filme gezeigt werden, die zum Denken und Handeln anregen sollen- ein populärer Vertreter „solcher“ Filme, Plastic Planet, wurde kurz gesondert angesprochen, wie auch das Nachhaltigkeits-Netzwerk KarmaKonsum, wo man sich den gesunden und nachhaltigen Lebensstilen verschrieben hat.
In Track 3 sollten dann zwei Beiträge stattfinden, die mich bereits im Vorfeld der Veranstaltung ansprachen. „Das Ende des eigenen Autos“: Bei meinen Erfahrungen mit RMV und VGF kann ich mir niemals einen Ausstieg vom Auto vorstellen, doch der Ansatz von Michael Hübl ist ein anderer. Mit flinc geht es um die gemeinsame Autonutzung. Nicht als klassische Mitfahrzentrale, die ihre stärken in zuvor geplanten und längeren Strecken hat und auch nicht als Car-Sharing, wo Unternehmen eine große Flotte zusätzlicher Autos auf die Straßen spült, sondern die effiziente Nutzung des eigenen Autos wird fokussiert. Bevor wir irgendwann alle ein Auto haben, welches wir selten nutzen und dann zumeist alleine, lieber die Autos, unsere Autos, die schon auf den Straßen sind, voll auslasten. Zumindest wenn man selbst kein Auto hat, ist das eine spannende Sache-, wenn man selber eines zur Verfügung stellt, kann man da durchaus etwas Anlaufzeit brauchen, bis man mit dieser Idee warm wird. Vielleicht lege ich es mir auch nur zu recht und bin „faul und feige“, wie der Redner sagte, da es nur an uns läge, diese Idee zu verwirklichen. Btw: Interessante Wortwahl gegenüber potenzieller Kundschaft. Er selbst ging aber mit guten Beispiel voran und verschenkt nun sein eigenes Auto und zählt darauf, daß sich nun viele anmelden, damit er weiterhin spontan mobil sein kann. Nette Werbeaktion für ein Unternehmen, welches nach einem in der Präsentation gezeigtem Ausschnitt der Tagesschau nun auch über ein Provisionsmodell aktiv mitverdienen möchte und sich sicher über einige neuen Kunden nach dieser Veranstaltung freuen darf.
Bei „Making the city- to be or wanna be“ präsentierte Loimi Brautmann seine als Kultur- und Kreativpiloten des Bundes ausgezeichneten Projekte Like Offenbach und OFlovesU, welche sich beide der Stadt Offenbach annehmen und interessante, coole und bewegende Seiten der Stadt hervorheben, dabei Menschen zusammenführen die sonst vielleicht eher nicht so „aneinander geraten“ und auch gemeinsam Orte besucht werden, die jenseits der Postkartenmotivewelt (in Offenbach, sic!) anzutreffen sind. Ein Kernpunkt seines vorgetragenen Anliegens lässt sich übrigens auch hier bei Marketingzauber oder Entwicklungsperspektive- Die kreative Stadt nachlesen, welches einen Tag nach der TEDx RheinMain ebenfalls in einer Konferenz an der HfG in Offenbach thematisiert wurde.
Das waren die vier Vorträge, die mich persönlich am meisten ansprachen, die anderen waren sicher auch okay, interessierten mich aber nicht ganz so sehr oder brachten (auch in diesem Subject2Change-Kontext) zumindest für mich, keine neue(re)n Erkenntnisse, wobei einige davon noch mit dem Faktor Entertainment punkten konnten.
Bei vielen Präsentationen wurden mir persönlich zu viele Aussagen getroffen, ohne daß dazu Quellen genannt oder gezeigt wurden. Da ich persönlich bei manchen a) anderer Meinung bin und b) im Alltag anders erlebe, hätte ich mir solche begleitenden Informationen gewünscht. Weiterhin wirkten manche Abschnitte von Reden ein wenig wie eine Anzeige in einer Zeitung oder Zeitschrift, die wie ein redaktioneller Artikel daher kommt und nur ganz klein am Rand das Wort Anzeige zu entdecken ist- vieles in einigen Beiträgen hat an Eigenwerbung gegrenzt.
Meines Erachtens waren zu viele Beiträge in Englisch dabei. Gibt es so wenige deutschsprachige ideas worth spreading it? Ehrlich, englisch ist kein Problem, 90% hab ich schon verstanden, aber dennoch, ist irgendwie mühsam gewesen im Verlauf des Abends.
Bei 42€ Eintrittspreis am Ende noch freiwillige Spenden für´s Catering anzusprechen fand ich etwas irritierend. Bei 42€ ist das nicht inklusive? Oha. Aber hey, dann lieber z.B. 3€ mehr Eintritt verlangen und alles ist abegdeckt, denn ob 42€ oder 45€, darauf kommt´s dann auch nicht mehr an. Außer, daß es Bier erst zum Ende der Veranstaltung gab (ich bin in der 2.Pause zum nahgelegenem Kiosk und hab mir eine Flasche Binding Export geholt um für den 3.Track gerüstet zu sein), war das Catering als solches jedoch ziemlich klasse.
Interessant war auch das Verfolgen der Veranstaltung live via Twitter: Beiläufige Sprüche zu „Bottoms“ und „Balls“ oder „Google+“ und „Facebook“ konnte man x-fach auf Twitter betrachten, wertvollere Aussagen der Reden hingegen traf man dort deutlich seltener an und Projekte mit Apps können sich offenbar über mehr Aufmerksamkeit freuen als welche ohne.
Fazit: Eine durchaus gelungene Veranstaltung, interessante Ansätze und Ideen wurden kommunziert und die Redner/innen scheuten sich auch nicht davor, die Besucher/innen in die Pflicht zu nehmen, denn: CHANGE beginnt immer bei einem selbst- und genau jenes wurde in vielen Reden herausgestellt.
Interessant wie man die gleiche Vorträge unterschiedlich wahrnimmt. Aber ich stimme mit dir zu, dass die Qualität der Vorträge nicht immer hoch war. Ich frag mich, warum Mercedes Bunz auf Englisch präsentieren, sorry, vorgelesen hat? In dem Fall, wäre auf Deutsch vielleicht besser gewesen.
Ich verfolge die „TED talks“ seit ein paar Jahren und die sind extrem interessant, zum Teil bahnbrechend. Ich hatte eine Weile Abstand gehalten, nachdem in der Presse stand, dass TED Karten $6000! kosten (was sind schon €40,- für ein TEDx), dass das Publikum erst zu den Sendungen eingeladen wird, wenn eine Kommission, der Meinung ist, dass man als Zuschauer etwas mit nach Hause nehmen wird und von Nutzen in der Verbreitung der vorgestellten Beiträgen sein wird. Alles sehr „elitär“. Immerhin, nach der Kritik in der Presse, kann man jetzt viele Beiträge im Netz finden (allerdings alle auf English :)).