Auf dem Weg zu einem offeneren, helleren und freundlicheren Frankfurter Hauptbahnhof werden bereits seit einiger Zeit umfangreiche Umbauarbeiten durchgeführt. Die größten Einschränkungen betreffen die B-Ebene, die seit Beginn der Maßnahmen größtenteils gesperrt ist. Auf dem kurzen Abschnitt, der den Zugang zu den U- und S-Bahnen in der C-Ebene ermöglicht, sind seit Kurzem sehenswerte grafische Gestaltungen zu sehen, von denen ich bereits einige hier im Blog gezeigt habe. Inzwischen ist ein weiterer, direkt angrenzender Bereich freigegeben worden, nämlich jener, an dessen Ende die breite Treppe zur Kaiserstraße bzw. zum Kaisersack führt. Auch entlang der dortigen Wände werden Fotos, Illustrationen und Texte mit Bezug zu Frankfurt gezeigt. Etwas überrascht war ich davon, dass trotzdem noch einige größere Abschnitte komplett weiß sind.
Ebenfalls überraschend: Die dortigen Säulen. Auf zwei von ihnen, die vor Beginn der Umbauarbeiten noch gefliest waren, lassen sich einige wenige, sehr kleine Plakatreste entdecken. Schaut man sich diese genauer an, findet man auch Hinweise auf etwa 50 Jahre alte Ereignisse, zum Beispiel ein Fetzen mit weißer Fraktur-Schrift auf rotem Hintergrund, platziert oberhalb eines monochromen Fotos, das den Berliner Sänger Frank Zander mit Wikinger-Helm (?) zeigt. Die wenigen lesbaren Buchstaben lassen auf „Zander’s Zorn“ schließen, der Titel seines Album, das 1976 produziert und Anfang 1977 veröffentlicht wurde und, vermutlich (auch) „dank“ des Songs „Oh Susie“, es bis auf Platz 4 in den deutschen Album-Charts schaffte. Auf einem anderen Fetzen Papier kann man auf Worte wie „Discothek“, „Eröffnung“ und das Datum, den „20.5.77“ schließen, und das alles „bei Butzbach“.
Alles in Allem ist das nicht so spektakulär wie die Plakate von 1973 in der U-Bahn-Station Dom/Römer (2018), aber ich finde Gefallen an Dingen, die von längst vergangenen Zeiten zeugen, so wie z. B. auch der freigelegte Fischer-Stube-Schriftzug im Bahnhofsviertel (2014) oder der „Nulltarif“ – Protest-Schriftzug gegen den Frankfurter Verkehrsverbund (2014) an der Ecke Höhenstraße und Berger Straße, immer etwas abgewinnen.
mensch ist bloße theorie.
Jetzt wo du’s schreibst …
DANKE @praktiker:in!
Hätte ich direkt mal die Kommentare gelesen statt minutenlang augenzusammenkneifend am Phone zu hängen…
Schön gesehen & danke fürs Dokumentieren @stadtkind!