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Die Open-Air-Kino-Saison in Frankfurt am Main wird am Donnerstag, 4. Juli 2024, eröffnet. Los geht’s mit dem Freiluftkino Frankfurt (Gallus), gefolgt vom Ada Hinterhof Kino (Westend) am 11. Juli, dem High Rise Cinema (verschiedene Orte), das am 25. Juli beginnt und dem tags drauf startenden Kino auf dem Dach im Haus am Dom (Altstadt).

Das Freiluftkino Frankfurt fand früher immer an verschiedenen Orten statt, zum Beispiel im Innenhof des Cantate Saals, auf dem alten Uni-Campus oder auch unweit des Bethmann-Weihers in der Friedberger Anlage, auf der Terrasse des Le Panther. Seit 2020 gastiert das von den Macher*innen des Lichter Filmfestivals organisierte Film-Event allerdings nur noch im Innenhof des zwischen Hauptbahnhof und Messegelände gelegenen alten Polizeipräsidiums. Im vergangenen Jahr sollte es dort eigentlich zum letzten Mal stattfinden, da auf dem Gelände endlich die Bauarbeiten zu einem neuem Quartier beginnen sollten. Da der Investor, der das zentral gelegene Areal für schlappe 212,5 Millionen Euro gekauft hatte, jedoch insolvent ist und sich seitdem nichts mehr getan hat, kann das Freiluftkino Frankfurt auch in diesem Jahr dort stattfinden. Das Freiluftkino Frankfurt zeigt im Veranstaltungszeitraum vom 4. Juli bis 25. August immer von Donnerstag bis Sonntag einen Film, außer am 14. Juli, was mit dem an diesen Abend stattfindenden Finale der EURO 2024 zu haben dürfte. Alle Filme werden in der Original Version mit deutschen Untertiteln gezeigt, die deutschen Filme mit englischen Untertiteln. Einlass ist immer um 19:30 Uhr, Filmbeginn ist bei ausreichender Dunkelheit. Der reguläre Eintrittspreis liegt bei 12 Euro, reduziert bei 10 Euro.

Los geht’s am 4. Juli 2024 mit dem deutsch-japanischen Spielfilm Perfect Days von Regisseur Wim Wenders aus dem Jahr 2023. Erzählt wird die Geschichte eines Toilettenreinigers in Tokio, der eigentlich mit seinem Leben zufrieden ist, bis eine Reihe von zufälligen Begegnungen ihn an seine Vergangenheit erinnert. Hauptdarsteller Kōji Yakusho wurde bei den Filmfestspielen in Cannes für seine Rolle mit dem Preis für den besten Schauspieler ausgezeichnet. Nominiert für den Oscar in der Kategorie „Bester internationaler Film“ wurde der Film ebenfalls. Weitere Highlights im Juli sind Priscilla, die Filmbiografie von Sofia Coppola („Lost in Translation“) aus dem Jahr 2023 mit Cailee Spaeny („Civil War“) als Priscilla Presley und Jacob Elordi („Saltburn“) als Elvis Presley, Bob Marley: One Love, eine Filmbiografie von Regisseur Reinaldo Marcus Green („King Richard“) über den legendären Reggae-Musiker Bob Marley, der uns Evergreens wie „Buffalo Soldier“, „Get Up, Stand Up“, „I Shot the Sheriff“, „No Woman, No Cry“, „Could You Be Loved?“ bescherte, und Back to black, eine weitere Filmbiografie, diesmal über die britische Soul-/Pop-Sängerin Amy Winehouse, die bereits 2011 mit nur 27 Jahren verstarb. Der große Kinoerfolg Barbie, eine Komödie, die auf der gleichnamigen Spielzeugpuppe der US-amerikanischen Marke Mattel basiert, darf im Rahmen eines solches Filmfestivals auch nicht fehlen. In den Hauptrollen zu sehen sind Margot Robbie („I, Tonya“) als Barbie und Ryan Gosling („Blade Runner 2049“) als Ken. Mein persönlicher Favorit ist der Film Fear and Loathing in Las Vegas, der am Abend des 2. Augusts zu sehen wird. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich den Spielfilm in einer Gewinnspiel-Preview im legendären, heute leider nicht mehr existierenden Royal Kino in Frankfurt gesehen habe und viele Besucher*innen schon nach ca. 20 Minuten die Flucht ergriffen haben. Die Handlung spielt im Jahr 1971 und folgt dem Sportjournalisten Raoul Duke (Johnny Depp) und seinem Anwalt Dr. Gonzo (Benicio Del Toro) auf ihrer Reise nach Las Vegas – exzessiver Drogenkonsum inklusive. Ich fand den herausragend. Was für ein Film, was für ein Trip! Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen, 1971 veröffentlichten Roman von Hunter S. Thompson. An weiteren Abenden werden unter anderem die Kinohits Dune: Part Two und Civil War (mit Kirsten Dunst) sowie Morgen ist auch noch ein Tag, ein italienischen Film, der trotz guter Kritiken, so zumindest mein Eindruck, hierzulande etwas unter dem Radar lief, gezeigt. Der in Schwarz-Weiß gedrehte Film von Paola Cortellesi, die sowohl Regie führte als auch die Hauptrolle spielte, lockte über 5,5 Millionen Zuschauer in die italienischen Kinos, was sogar deutlich die Besucher*innenzahlen von „Barbie“ (4,4 Millionen) und „Oppenheimer“ (3,8 Millionen) übertraf. „Morgen ist auch noch ein Tag“ spielt im post-faschistischen Rom des Jahres 1946 und erzählt die Geschichte von Delia, einer Frau, die unter häuslicher Gewalt zu leiden hat – ein Thema, dass bis heute (in Italien) aktuell ist.

Seit dem Sommer 2020 zeigt die Ada Kantine in Kooperation mit der Kinothek Asta Nielsen und dem Offenen Haus der Kulturen das Open-Air-Filmprogramm Ada Hinterhof Kino. In diesem Jahr geht es in den gezeigten Filmen um Betroffene von rechtsextremen Bedrohungen und Gewalt und wie sie weiterhin allein gelassen werden mit ihren Ängsten, Kämpfen und Forderungen nach Konsequenzen. Die Filme werden bei jedem Wetter gezeigt und starten mit Einbruch der Dunkelheit. Los geht’s am 11. Juli mit Einzeltäter (Teil 1) – München, ein Dokumentarfilm von Julian Vogel, der den rassistischen Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum in München am 22. Juli 2016 thematisiert. Der Film zeigt den Kampf der Angehörigen um die Anerkennung des rassistischen Motivs des Täters, denn trotz offensichtlicher Hinweise wurde die Tat zunächst von den Ermittlungsbehörden nur als Amoklauf eingestuft, jedoch nicht als politisch motivierte Tat anerkannt. Im Film kommen vor allem die Angehörigen zu Wort, aber auch der problematische Umgang der Behörden mit den Betroffenen, insbesondere jenen mit Migrationshintergrund, wird thematisiert. Weitere zwei Teile der „Einzeltäter“-Trilogie behandeln die Anschläge in Halle (2019) und Hanau (2020). Am 18. Juli folgt ein Kurzfilmabend der selbstorganisierten, migrantischen Widerstand gegen rechtsextreme Gewalt in den 1990er Jahren anhand von drei Kurzfilmen thematisiert. Im Dokumentarfilm „Unsere Mütter, unsere Väter“ von Recha Jungmann, zu sehen am 25. Juli, wird die Frage nach der fehlenden Aufarbeitung der Nazizeit aufgeworfen und welche Auswirkungen daraus resultieren. Der Dokumentarfilm wurde ursprünglich in drei Teilen im März 1982 im ZDF erstaufgeführt. Er sollte nicht mit dem gleichnamigen Fernsehdreiteiler von 2013 verwechselt werden, der fiktive Charaktere in den Mittelpunkt stellt.

Eine weitere Möglichkeit für Kinogenuss im Freien beginnt am 25. Juli mit der zweiten Ausgabe des High Rise Cinema. Hier werden Dachterrassen in Frankfurt am Main, die den meisten Menschen normalerweise verborgen bleiben, temporär zu einem Open-Air-Kino umgewandet. An jedem Ort werden an drei aufeinander folgenden Abenden Filme gezeigt. Bei den Locations handelt es sich um dieselben wie bei der Premiere vor zwei Jahren: Opernturm, Taunusturm, Skyline Plaza und das städtische Grünflächenamt. Alle fremdsprachigen Filme werden in der deutschen Synchronfassung gezeigt. Eröffnet wird das diesjährige High Rise Cinema am 25. Juli im Opernturm mit dem Hitchcock-Klassiker Das Fenster zum Hof, der in diesem Jahr 70 Jahre alt wird. Der Fotoreporter Jefferies ist aufgrund eines Beinbruchs an seinen Rollstuhl gefesselt und verbringt die Zeit damit, die Nachbarn im gegenüberliegenden Wohnhaus zu beobachten. Was als harmloser Zeitvertreib beginnt, entwickelt sich zu einer obsessiven Beschäftigung. Als er glaubt, einen Mord beobachtet zu haben, ermittelt er, unterstützt von seiner Verlobten Lisa und seiner Pflegerin Stella, auf eigenen Faust. Einen Klassiker der Moderne gibt es eine Woche später zu sehen: Am 2. August ist der Taunusturm Schauplatz für das mit mit Keanu Reeves, Laurence Fishburne und Carrie-Anne Moss stark besetzte Science-Fiction-Meisterwerk Matrix, das in diesem Jahr auch schon unglaubliche 25 Jahre alt wird. Ich habe den Film damals dreimal im Kino gesehen! Ein vielfach nominierter und ausgezeichneter Film über die Liebe, verpasste Chancen, Schicksal und Bestimmung ist Past Lives, der am 10. August im Grünflächenamt gezeigt wird. Am 15. August geht es weiter mit dem Spielfilm Wochenendrebellen, der im Skyline Plaza zu sehen sein wird. Mit „Wochenenderebellen“ ist nicht der deutsche Titel des legendären US-Spielfilms „Easy Rider“ gemeint, sondern eine deutsche Produktion aus dem Jahr 2023. Erzählt wird die Geschichte von Mirco und seinem autistischen Sohn Jason, der einen Lieblingsfussballverein sucht und deswegen alle 56 Mannschaften der ersten und zweiten Bundesliga sowie der dritten Liga live in ihren Stadien sehen will.

Einen Tag später als das High Rise Cinema beginnt das Kino auf dem Dach im Haus am Dom. Auf der dortigen Dachterrasse werden in diesem Jahr acht aktuelle Spielfilme, darunter auch „Perfect Days“, der am 4. Juli auch das die Freiluftkinosaison im alten Polizeipräsidium eröffnet. Alle Spielfilme werden an jeweils drei Abenden (Start: 20:30 Uhr) gezeigt. Keine Informationen gefunden habe ich darüber, ob Original-Versionen mit deutschen Untertiteln oder deutsche Synchronisationen gezeigt werden. Der reguläre Eintrittspreis liegt bei 11, reduziert bei 9 Euro. Meine Favoriten aus dem diesjährigen Programm sind die Spielfilme Mein fabelhaftes Verbrechen, ein stilvolle Komödie mit großartigem Ensemble um Isabelle Huppert, und Das Klassenzimmer. Der Spielfilm von İlker Çatak war besonders erfolgreich und gewann fünf Deutsche Filmpreise, darunter Bester Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch. Auch für den Oscar in der Kategorie Bester Internationaler Spielfilm wurde er nominiert. Erzählt wird die Geschichte der jungen Sport- und Mathematiklehrerin Carla Nowak, gespielt von Leonie Benesch, die ihre erste Stelle an einem Gymnasium antritt und durch ihren Idealismus auffällt. Eine Serie von unaufgeklärten Diebstählen schlägt jedoch auf die Stimmung des Kollegiums.

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