Vor zwei Monaten wurde bekanntgegeben, dass das japanische Filmfestival Nippon Connection aufgrund von Corona in diesem Jahr nicht in gewohnter Form stattfinden wird. Nun wurde das Festivalprogramm vorgestellt: Filme, Workshops, Konzerte, Performances, Vorträge, Podiumsdiskussion. Alles online. Über Vimeo, YouTube und Zoom.
Ebenfalls nur online: Der Nippon Market. Leider. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens dieser nicht auch einfach nur online ausgelagert, sondern in einer angepassten Form (Maske, Abstände, max. Anzahl von Personen, mehr „to go“ als „to stay“ etc.), von mir aus auch nur an zwei Tagen, auf dem Außengelände der Naxoshalle oder, wie der Bornheimer Wochenmarkt, auf dem Festplatz am Ratswegkreisel veranstaltet wird. Die jetzige Lösung erscheint mir jedenfalls ein bisschen zu bequem und uninspiriert, und das nicht etwa nur aufgrund der – seit Wochen – stattfindenden Lockerungen im Umgang mit dem Coronavirus. Der sogenannte „Online-Marktplatz von Nippon Connection!“ ist zudem noch nicht mal ein zentraler Onlineshop, sondern lediglich eine Ansammlung von Kurzpräsentationen von Produkten mit weiterführenden Links auf die Internetpräsenz der jeweiliger Hersteller bzw. Anbieter.
In diesem Jahr widmet sich das japanische Filmfestival dem Themenschwerpunkt „Female Futures? – Neue Frauenbilder in Japan”. Über 20 Filme des Programms reflektieren die Rolle von Frauen in der aktuellen japanischen Filmlandschaft vor und hinter der Kamera, darunter auch Constant Metamorphosis – Independent Animated Shorts By Women, die diesjährige Auswahl an unabhängig produzierten Animationskurzfilmen, der mit drei japanischen Academy Awards ausgezeichnete Spielfilm The Journalist und Little Miss Period.
Little Miss Period – Little Miss Period basiert auf dem gleichnamigen preisgekrönten Manga von Ken Koyama. Die Kurzgeschichten um „Seirichan“ erzählen vom Leben junger Frauen in Begleitung ihrer Menstruation, die als notwendiges Übel, aber auch als aufdringliche Freundin erscheint.
The Journalist – Zwischen den Mainstream-Medien und der Regierung gibt es in Japan eine stille Übereinkunft, die selten in Frage gestellt wird: Journalist*innen sind mit ihrer Kritik nicht zu hartnäckig, Regierungsvertreter*innen gewähren dafür in Pressekonferenzen direkten Zugang zu ausgewählten Informationen. Isoko Mochizuki, Reporterin für die Zeitung Tokyo Shimbun, hat sich in diesem System als Spielverderberin etabliert.
Forgiven Children – Ausgehend vom Gedanken „Wie würde ich reagieren, wenn mein Kind ein Verbrechen begeht?“, changiert Regisseur Eisuke Naito immer wieder die Perspektive zwischen Jugendlichen und Eltern, lässt die Grenzen zwischen Täter und Opfer verschwimmen.
Jeder Film und jedes Kurzfilmprogramm kostet 5 Euro und ist vom 9. bis 14. Juni 2020 über Vimeo on Demand verfügbar. Der Ticketlink befindet sich auf der jeweiligen Seite des Films. Nach der Bezahlung ksteht der Film für 24 Stunden zum Anschauen zur Verfügung.
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