Gestern habe ich ein Exemplar des Mietspiegels 2012 gekauft, Kostenpunkt: 3€. Das Heft umfasst 44 Seiten, von denen die letzten 12 ausschließlich mit Werbung gefüllt sind, inhaltliches zum Thema endet also bereits auf Seite 32.
Ich hatte in den vergangenen Wochen zwar Diskussionen um den Mietspiegel mitbekommen, mich aber nicht weiter der Sache angenommen. Der Mietspiegel gilt (weitestgehend) als ein rechtlich unanfechtbares Instrument zur Darstellung des allg. Mietpreisgefüges der Stadt. Vermieter und Mieter haben damit die Möglichkeit, sich über die aktuellen Vergleichsmieten zu informieren.
Nun, nachrechnen mag ich nicht, ich sehe ja tagtäglich hier im Viertel wohin die Reise geht, aber nach Sichtung der Teilkartenübersicht der Wohnlagen, in dem diese farblich differenziert voneinander dargestellt werden, vermisse ich die Info, wer diese Einstufung der Wohnlagen vorgenommen hat und nach welchen Kriterien diese vorgenommen wurden. Es ist ja schon interessant zu sehen, daß manchmal nur kleinere Ecken oder Straßenzüge anders beurteilt wurden, als die restlichen 90% der Gegend.
Lediglich durch einen kleinen Hinweis am Seitenrand an der Stelle, wo die Wohnlagen erstmalig aufgeführt werden erfährt man, daß Auskünfte dazu lediglich beim Amt für Wohnungswesen telefonisch eingeholt werden können. Warum dies so ist und nicht mit im Heft aufgeführt wurde, zumal die Lage des Wohnraumes eine nicht unwichtige Rolle in der Preisgestaltung spielt, muß man nicht verstehen. Stattdessen erfährt man um so ausführlicher, was sich innerhalb einer Liegenschaft so preislich alles festhalten lässt und zu- oder abschlagswürdig ist. Nicht uninteressant, aber eben nur ein Teil des Ganzen.
Der Mietspiegel 2012 wurde nicht neu erhoben sondern ist nur eine Fortführung des Miespiegels aus dem Jahre 2010 der vielen noch in Erinnerung sein dürfte, als auf einmal selbst etwas berüchtigtere Straßenzüge, z.B. die Breite Gasse, als Toplagen eingestuft wurden. Gerade auch wegen solchen Absurditäten, würde mich eine ausführliche und aufschlußreiche Dokumentation die zur Definition der Wohnlagen führt wirklich sehr interessieren- noch mehr sogar nachdem ich laß, daß diese zum Mietspiegel 2010 erst im Mai 2012 vorgelegt wurde (!)- und immer noch nicht wirkliche Antworten liefert. Transparenz scheint zu diesem Thema in dieser Stadt irgendwie nicht verfügbar zu sein.
Der Mietspiegel 2010 ist hier als .pdf online einsehbar, die Wohnungslagen sind 1:1 übernommen, Preise der Betreibskosten, Basis-Nettomieten etc. sind natürlich nicht mehr die selben geblieben. Schön, daß es wenigstens zu solchen Änderungen gereicht hat. Der Mietspiegel 2012 ist u.a. im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich.
Wenn ich derlei lese, fällt mir jedesmal wieder „Die Stadt, der Müll und der Tod“ ein. Wobei es in anderen Städten kaum menschlicher zugehen dürfte.