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„In den letzten Jahren ist es üblich geworden, jeden noch so nichtigen Volksauflauf als eine Riesenparty zu deklarieren, die mit Feuerwerk gekrönt zu werden verdient.“

„Aus TV-Formaten wie „Die 25 emotionalsten Deutschland-Momente“ weiß man, daß ein emotionaler Moment z. B. dann entsteht, wenn sich Menschen vor laufender Kamera laut schluchzend umarmen, weil ein Zootier gestorben ist.“

„Man wisse ja, was gemeint sei, sagen die Verfechter einer solchen unangestrengten Sprechweise, man weiß es jedoch oft nicht. Man gibt sich damit zufrieden zu erahnen, was gemeint sein könnte, aber nur, weil man gleichzeitig ahnt, daß das Gesagte, sowieso vollkommen irrelevant ist.“

„Die Neigung von Wikipedia-Pop-Autoren zur tabellarischen Erfassung norwegischer Hitparadenpositionen ist wirklich auffällig.“

„In der S-Bahn selbst gibt es, wie in anderen S-Bahnen auch, keine Toilette, dafür allerdings eine erste Klasse, in der nie jemand sitzt, vermutlich weil es zu abgehoben ist, darin Platz zu nehmen, in erster Linie aber, weil sie entsetzlich stinkt. Teilnehmer „fröhlicher Fußballfeste“ benutzen die erste Klasse offenbar gewohnheitlich als Urinal.“

Die aufgeführten Zitate stammen alle aus dem Buch Die Chefin verzichtet von Max Goldt, erschienen im Rowolth Berlin Verlag.

Das Buch habe ich mir vor etwa drei Monaten, unmittelbar nach seiner Veröffentlichung, gekauft, vor kurzem erst zu Ende gelesen und bin davon ähnlich angetan wie, das einzig andere Buch was ich von ihm gelesen habe, QQ. Gegenwartsliteratur, irgendwo zwischen Alltagskultur und urbanem Leben, dazu eine vorzügliche Schreibe.

Anlässlich einer Lesung aus neuen und alten Texten wird Max Goldt am 28. Dezember 2012 in Frankfurt zu Gast im Schauspiel Frankfurt sein, Restkarten (16 EUR) sind derzeit noch zu haben. Wer das Zeitfenster zwischen den Jahren bereits verplant haben sollte, kann auf der Website des Verlages einen Blick in die mehrseitigen Leseproben der zuvor erwähnten Bücher werfen: Leseprobe: Die Chefin verzichtet + Leseprobe: QQ.

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2 Comments

  • „Altersmilder Harry Haller der Moderne“ – sehr schön gesagt. Ja, der Blick, den Max Goldt auf die Welt wirft, gibt der Welt kein besonders erfreuliches Zeugnis – und lässt ihr trotzdem eine Chance. Nicht weil, sondern trotzdem. Das Zitat mit der „unangestrengten Sprechweise“ erinnert mich an eine Satire von Robert Gernhardt: „Warum den Scheiß erst durchlesen, ich ahne eh was drin steht.“

    Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Ich hab deinen Eintrag gelesen – und zwar nicht nur den, sondern mich auch über viele andere Texte und vor allem auch Fotos im zurückliegenden Jahr hier im Blog gefreut. Danke dir sehr für deinen immer anregenden, unkonventionellen Blick auf die Frankfurter Dinge – wünsch dir eine gute Zeit zwischen den Jahren (bei Max Goldt oder anderswo) – und einen guten Start ins neue Jahr. Egal, was es bringt – es wird viel geben, bei dem es sich lohnt, genau hinzuschauen!

    lg Kerstin

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