Neulich habe ich mich mit der Museumsufercard beschäftigt, zumal diese aktuell recht massiv beworben wird. Herausgestellt wird hierbei vor allem die Gelegenheit, diese „zum Preis von 2012 zu sichern“. Konkret bedeutet das: Bis zum 31.12.2012 erhält man die Museumsufercard für 75€. Im kommenden Jahr kostet sie auf einen Schlag 10€ mehr, also 85€. Wer mit 75€ kein Problem hat, wird vermutlich auch mit 85€ keines haben. Wer hingegen 75€ bereits sportlich findet, wird bei 85€ schon schwerer schlucken müssen. Legt man die gängigen Eintrittspreise der Museen in Frankfurt zugrunde bin ich gegenüber den Einzeleintrittspreisen pi mal Daumen ab dem 8. Museumsbesuch binnen eines Jahres fein raus und ziehe neben der kulturellen Bereicherung auch einen finanziellen Vorteil daraus. Bleibt also nur der etwas fade Beigeschmack, dass die in ihrer Art konkurrenzlose Karte gleich um knackige 10€ auf einen Schlag teurer wird. Aber warum eigentlich?
Weder auf der Website zur Museumsufercard, noch in der Große Kunst zum kleinen Preis(!)-betitelten-Pressemitteilung und auch nicht im Bericht der Frankfurter Rundschau erhielt ich Informationen dazu, womit der Preisanstieg erklärt wurde. Kirsten Grote-Bär, Sprecherin vom CDU-Kulturdezernent Felix Semmelroth, wird in der FRonline vom 12.12.12 wie folgt zitiert: „Die neuen Tarife sind immer noch sehr günstig.“ Klare Meinung, klare Aussage, keinerlei Aufklärung.
In allen Beschreibungen zur Museumsufercard wird das Leistungsangebot ausführlich dargestellt. Besonders hervorgehoben wird dabei die Nacht der Museen, das Museumsuferfest und die Ausgaben des Magazins Art Kaleidoscope. Allerdings sind das alles Leistungen, die bereits früher schon inklusive waren. Und ob beim Hinweis auf 34 Museen etc… irgendetwas neues dabei ist, ist mind. für mich, der 2008 bisher zuletzt die Museumsufercard erwarb, nicht (klar) erkennbar.
Ich fragte via Twitter bei der FR an, dass für mich aus dem Artikel nicht ersichtlich sei, ob die Karte einfach nur teurer wird oder ob da auch das Angebot erweitert wird. Ebenso fragte ich wegen den 10€ bei der Stadt Frankfurt nach: Von der FR erhielt ich keine Antwort, was bei deren Twitteraccount keine Seltenheit ist, die Stadt Frankfurt äußerte sich in zwei Tweets zum Thema wie folgt:
„Nach vier Jahren Preisstabilität wird die Card teurer. Denn die Eintritte sind erhöht worden & mehr Museen sind nun dabei. 2013 gibts keine neuen. In den letzten 4 Jahren sind neue dazugekommen, z.B. Eintracht Museum, Kuhhirtenturm Museum.“
PS: Die zwischenzeitlichen Versuche, über die Museumsufercardhotline an die gewünschte Information zu kommen, scheiterten, weil entweder die Leitung besetzt war oder keiner an das Telefon ging. Die schriftliche Kontaktaufnahme über das Formular auf der Museumsufercard-Website blieb bis heute ebenfalls erfolglos, da unbeantwortet.
Die Idee der Museumufercard ist zweifelsfrei klasse. Die Angebotsart jedoch lässt (mittlerweile) zu wünschen übrig, denn die bald üppigen 85€ suggerieren eher, dass Kultur exklusiv, und somit nicht für alle zugänglich, ist. Hier wäre eine Erweiterung des Angebots interessant welches, ganz grob, vielleicht in diese Richtung gehen könnte:
- Exklusiv-Ticket: Unbegrenzt viele Besuche + Art Kaleidoscope Magazin + Museumsuferfest + Nacht der Museen: 85€. Die Museumsufercard in ihrer jetzigen Form, mit allen bisher bekannten Leistungen.
- Standard-Ticket: 10x Besuche im Jahr: 59€: Ich für meinen Teil gehe gerne und durchaus regelmäßig Ausstellungen besuchen, die Festlichkeiten wie die Nacht der Museen oder das Museumsuferfest lasse ich hingegen außen vor. Das ist mir persönlich, wie bei vielen anderen Festlichkeiten in Frankfurt, teilweise einfach zu überlaufen. Für mich wäre also ein Ticket ohne die Leistungen interessanter, auf das Magazin, welches ich durchaus positiv in Erinnerung habe, könnte ich aber auch verzichten. Ebenso beschränkt sich meine Auswahl auf i.d.R. drei bis fünf Häuser in Frankfurt. Für mich käme also ein solches Standard-Ticket in Frage und ich könnte mir vorstellen, dass auch andere Kunstinteressierte nicht alles gleichermaßen mögen und aufsuchen, sondern ihre Favoriten haben. Ich besuche auch nicht immer wieder einen Hip-Hop-Bunker oder eine Techno-Hölle, wenn ich eigentlich auf Opern stehe, same in art. Und in Museen bekommt man zudem nicht an jedem Wochenende eine neue Ausstellung geboten.
- Explorer-Ticket: 5x Eintritt im Jahr: 33€. Für diejenigen, die mit der Vielfalt der Museumslandschaft nicht so viel anfangen können und eher seltener oder nur bestimmte Museen besuchen, wäre dann das Schnupper-Ticket interessant.
Ob es auch der allerkleinsten Variante (Explorer-Ticket) bedarf sei dahin gestellt, eine Zweite halte ich aber in Anbetracht der Tatsache, dass die Karte in ihrem ersten Jahr (2000) 99 DM kostete und nur 13 Jahre später schon bei 85 € angekommen ist, nicht nur für wünschenswert, sondern für notwendig. Weiterhin sollten die auf eine bestimmte Anzahl von Besuchen festgelegten Tickets nicht nur für eine Person gelten, sondern auch für eine erwachsene Begleitung. Bei 10x freien Zutritt (Standard-Ticket) zu zweit wäre dann eben nach 5 gemeinsamen Besuchen das Kontingent aufgebraucht.
Die Museumsufercard an sich ist weiterhin ein tolles Produkt, aber ich halte die Zeit für gekommen, ein etwas zielgruppenorientierteres Finetuning des Angebots vorzunehmen.