Spätestens seitdem im Europaviertel die ersten Wohnungen bezogen wurden, wird das Neubaugebiet häufig losgelöst vom Gallus, dem Stadtteil in dem es liegt, positioniert. Entweder liest man etwas über das „Europaviertel“ oder von „Europaviertel und Gallus“, als hätte das eine nichts mit dem anderen zu tun. In solch einem Wording schwingt immer ein Hauch Abgrenzung mit, bloß nicht in einen Topf geworfen werden mit dem Gallus, wie man es bisher kannte. Es wird vermutlich auch nicht mehr allzu lange dauern, bis die ersten Frankfurterinnen und Frankfurter fälschlicherweise vom Stadtteil Europaviertel reden werden, wie das, bis heute noch, auch bei den Siedlungen Nordweststadt und Goldstein zu vernehmen ist. Auch an anderen Ecken des Gallus‘ tut sich etwas: In der Frankenallee entstehen teuere neue Einzelprojekte, das alte Polizeipräsidium an der Friedrich-Ebert-Anlage wurde an den Projektentwickler Gerchgroup verkauft, das ehemalige Ordnungsamt an der Mainzer Landstraße ist jetzt ein teures Apartmenthaus und ehemals günstiger Wohnraum in der Knorrstraße und Wallauer Straße gehört mittlerweile dem umstrittenen Unternehmen Vonovia.
Wer von diesen Entwicklungen nicht nur in den Nachrichten lesen möchte, hat am kommenden Samstag die Möglichkeit, am kritischen Spaziergang Gegensätze im Gallus teilzunehmen. Die Linke lädt ein, über Entwicklungen und Probleme im Stadtteil gemeinsam im Rahmen eines Rundgangs an Ort und Stelle zu diskutieren. Treffpunkt ist die Friedrich-Ebert-Anlage/Ecke Hohenstaufenstraße um 15 Uhr. Mit Eyup Yilmaz (planungs- und wohnungspolitischer Sprecher DIE LINKE.im Römer) und Dr. Jan Schalauske (wohnungspolitischer Sprecher und stellv. Fraktionsvors. im Hessischen Landtag).
Im März dieses Jahres wurde übrigens ein 15 Seiten umfassender Forschungsbericht veröffentlicht: Gentrifizierung im Frankfurter Gallus – Sozialstruktur, Mietbelastung und Verdrängung in der Vonovia-Siedlung Knorrstraße.