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In unregelmäßigen Abständen lassen sich an den Fassaden des ehemaligen Polizeigefängnisses in der Klapperfeldstraße kreative Veränderungen und deren Beseitigung beobachten. Die Tür links vom Eingang kannte ich bisher nur mit diesem Motiv:

 

Im Mai dieses Jahres habe ich die Tür links vom Eingang zum ersten Mal ohne Bemalung, Plakate und Aufkleber gesehen – ähnlich wie einige Monate zuvor auch die Fassade in der Parallelstraße, wo nach vielen Jahren die umstrittene Parole „Niemand muss Bulle sein“ entfernt wurde. Interessanterweise schien das, nach all den lauten Diskussionen darüber, niemanden mehr zu interessieren. Standen wohl keine Wahlen an, waren wohl keine Klicks damit zu generieren. Im Gegensatz zu dieser Wand wurde die Tür jedoch schnell mit einem neuen Motiv bemalt, nämlich mit einem abgewandelten„Antifaschistische Aktion“-Logo, diesmal im Kontext des Radfahrens. Dazu ein abgewandeltes Zitat aus dem Manifest der Kommunistischen Partei: Aus „Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“ wurde „Radfahrer*innen haben nichts verlieren, ausser ihren Ketten.“ Sind Radfahrer*innen also die neuen „Proletarier“?

 

Oft zu sehende E-Bikes (meist eigentlich Pedelecs), Fatbikes, Lastenräder und Rennräder, die preislich in einer Kategorie liegen, in der auch ein (einfaches) gebrauchtes Auto zu haben ist, ein überwiegend homogenes, nicht-migrantisches Milieu, das den städtischen Raum am liebsten komplett in Fahrradwege umgewandelt sehen will – nur weil sie in der privilegierten Lage sind, ihre regelmäßig zurückzulegenden Strecken alle in der Nähe zu haben und sich, ähnlich wie Auto- und Motorradfahrer*innen nur wenn es denn wirklich sein muss, in einen Bus, eine Straßenbahn, S- oder U-Bahn begeben wollen – und in sozialen Medien mit Fotos ihrer hochpreisigen Bikes rumstolzen, sprechen jedenfalls eine andere Sprache. Hat da jemand Klassenkampf von oben gesagt? Ja. 

Zitate und abgewandelte Zitate sind (in der Urban Art) allerdings generell so eine Sache, besonders wenn sie im öffentlichen Raum erscheinen und somit bewusst zur Schau gestellt werden. Ich habe schon lange den Eindruck, dass es dabei weniger um eine Botschaft geht, sondern vielmehr darum, dass die Verfasser*innen sich selbst irgendwo geistig eingemeinden und sich mit (wie auch immer definiertem) gutem Geschmack und (Pseudo-)Intellekt markieren wollen.

In Anbetracht der Tatsache, dass zuvor ein Motiv 12 Jahre lang zu sehen war, überrascht die schnelle Änderung in diesem Fall, denn nur einen Monat später wurde das Logo mit der in Versalien verfassten Frage „Wer am lautesten schreibt hat recht?“ übermalt/-schrieben. Die Frage passt zwar wunderbar zur permanenten Hetze von AfD, CDU und FDP, die von der Presse und den Medien auch immer genügend Platz eingeräumt bekommt, aber ich vermute, dass es mit dem grünen Text zu tun hat, der zwischenzeitlich über das neue Motiv gesprüht wurde und durch den neuen Spruch unkenntlich gemacht wurde. Was auch immer dort geschrieben stand …

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