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Nur zufällig erfuhr ich davon, dass Ja, Panik am 6. Februar 2014 in Frankfurt ein Konzert im Zoom gaben und, viel wichtiger, dass sie nur eine Woche zuvor auch ein neues Album veröffentlicht haben. Das neuste Werk heißt „Libertatia“, beinhaltet zehn Songs und kommt mit einer Spielzeit von etwa 40 Minuten daher. Das Video zur Vorabsingle mit dem gleichnamigen Titel wurde bereits am 6. Dezember 2013 veröffentlicht und war nach dem ersten Durchhören des Albums zugleich der einzige Song, der mir auf Anhieb zu gefallen wusste. Der Rest war zunächst irgendwie irritierend, bzw. anders, bestenfalls gewöhnungsbedürftig, ähnlich dem Video zum Song „Libertatia“, welches vielleicht mit etwas Nacktheit überrascht, mit dem überzeichneten pantomimischen Gespacke, wie er im Pop-Circuit oftmals bei Boybands praktiziert wird, aber auch etwas cheesy wirkt.

Im Vergleich zu älteren Aufnahmen wirkt der Sound auf dem neuen Album von Ja, Panik aufpolierter, sauberer und zuweilen schon derart weichgespült, dass man Angst haben muss, einen der neuen Songs in einer Morningshow des Hessischen Rundfunks serviert zu bekommen. Glücklicherweise betrifft das aber nur den musikalischen Part, denn die Texte bleiben kritisch, mehrschichtig und auf gewohntem Niveau, sie erhielten lediglich eine neue Verpackung: Weniger rough, weniger wütend, aber nicht weniger leidenschaftlich.

Nicht ganz so unclever gelöst wie ich finde, denn mit letzten Song aus dem Vorgängeralbum, dem fast 14 minütigen „DMD KIU LIDT“ (Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit), für mich einer der genialsten Songs der vergangenen Jahre, mindestens, lag die Messlatte sicher derart hoch, dass ein Auf-der-selben-Schiene-weitermachen vermutlich nur hätte enttäuschen können, allenfalls ein Stillstand bedeutet hätte. So hingegen hat man ein neues Kapitel aufgeschlagen, Blumfelds „Old nobody“-Album lässt grüßen, wie überhaupt auch einige Songs, z.B. „Au revoir“ und „Post shakey time sadness„, an genau diesen Blumfeld-Sound erinnern lassen.

Bei dem Begriff „Libertatia“ handelt es sich um die 1728 von Charles Johnson in “ A general history of the robberies and murders of the most notorious pyrates“ thematisierte Piratenrepublik Libertatia, eine utopische Republik auf Madagaskar, die auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gründete und zugleich eine Schutzmauer gegen die Reichen und Mächtigen sein sollte. Themen, die losgelöst vom geographischen Aspekt, wie z.B. „Wo wir sind ist immer Libertatia, worldwide befreit von jeder nation“, einem im Album immer wieder begegnen.

Meine Favoriten aus dem neuen Album sind „Eigentlich wissen es alle„, obwohl da zwischenzeitlich sogar ein Saxophon rumdudelt und „Dance the ECB„, welches künftig bestimmt bei allen kapitalismuskritischen Demonstrationen, und dort dann hoffentlich mit Konfetti aus Kanonen im Dauereinsatz, zu hören sein wird, „Shake the government and shake its police, dance the ECB, swing die Staatsfinanzen“ wären jedenfalls dort nicht fehl am Platz.

„Libertatia“ ist ein tolles Album geworden, auch wenn sich das eventuell erst nach merhmaligem Hören herauskristallisiert, so war es zumindest bei mir, und ist derzeit für schlappe 7,99 € bei Amazon als mp3-Download zu haben.

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