Nicht erst, aber besonders mit Beginn der Pandemie, hat man durch die Außengastronomie entlang der Berger Straße als Fußgänger*in immer weniger Platz zur Verfügung, da den Betreiber*innen erlaubt wurde, zusätzliche Flächen in Anspruch zu nehmen. Hinzu kommt außerdem noch, dass besonders im Abschnitt zwischen Höhenstraße und Bornheim Mitte in den vergangenen Jahren einige Händler ihren Betrieb eingestellt haben und durch Gastronomie ersetzt wurden und seitdem an noch mehr Abschnitten der Platz für Fußgänger*innen durch Außengastronomie verringert wird. Dazu aber demnächst mehr.
Zur Erinnerung. Die Berger Straße ist in erster Linie das Zuhause von Menschen und keine exklusive Gastro-Zone. Wer nach oben schaut wird feststellen, dass neben Bar, Imbiss oder Restaurant im Erdgeschoss des Hauses noch bis zu 6 Etagen folgen, in denen Menschen wohnen und die wollen sich zu Fuß – einfach so, mit Einkaufstaschen, mit Kinderwagen, mit Gehhilfen – fortbewegen können, und das ohne ständiges Ausweichen auf die Fahrbahn, Warten bis zunächst andere Fußgänger*innen durch eine winzige Lücke durchgelaufen sind, Warten, bis Bedienung (oder Kundschaft) mit vollen Händen Essen und Getränke an die Tische tragen, denn die sind natürlich nicht (nur) an der Hausseite aufgestellt, sondern am anderen Ende des Gehwegs oder einem umfunktionierten Parkplatz, was diesen Abschnitt erst recht schlecht nutzbar macht für alle, die da einfach nur vorbei wollen, denn die Konstellation ergibt letztlich nichts anderes als eine reine Bedienungs- und Aufenthaltszone des Gastronomiebetriebes, und nicht wie seitens der Stadt und Autohasser*innen kommuniziert wird, mehr Platz für Fußgänger*innen.
Ich weiß nicht, was der Gewerbeverein Bornheim Mitte, die Interessengemeinschaft Untere Berger Straße, die sogenannten Kümmerer und der zuständige Ortsbeirat in den letzten Jahren gemacht haben, aber die Interessen jenseits von Handel und Gastro scheinen jedenfalls nicht sehr weit oben auf der Agenda gestanden zu haben – und kommt mir jetzt bloß nicht diesem Palettengedöns von vor einigen Jahren. In den Medien vernimmt man zu solchen Themen leider auch nur wenig, lieber 30 Mal ausführlich über Friedberger Platz, Luisenplatz und Matthias-Beltz-Platz schreiben, und falls doch mal Berger Straße, dann Artikel, die nach Pressemitteilungs-Journalismus klingen oder das Außengastronomie/Fußgänger*innen-Problem lediglich im Nebensatz erwähnen, ohne selbst mal dazu aktiv zu werden.
An der Kreuzung Berger Straße/Höhenstraße ist seit der Fertigstellung des Neubaus vor rund drei Jahren eine unübersichtliche Situation entstanden. Der dort im Sommer 2019 eröffnete Teeladen gehört seit Februar dieses Jahres bereits der Vergangenheit an und seitdem steht die Fläche leer. Nebenan, wo Wein zu haben ist, scheint es dagegen deutlich besser zu laufen, mit Folgen für alle, die dort (regelmäßig) vorbei müssen.
Zum Außenmobiliar gehören Holzfässer und Strandkörbe. Warum muss man zwei derlei große Steh-/Sitzmöbelarten auf eine derart schmale Straßenseite stellen? Die Strandkörbe, deren thematischen Bezug zum Geschäft ich übrigens bis heute nicht verstanden habe, bleiben im Gegensatz zu den Weinfässern auch nach Geschäftsschluss draußen und versprühen ein Hauch von Christo oder documenta 15. Wo sind doch gleich nochmal die Leute, die schon wegen viel weniger – hihi – ein Fass zum Thema Stadtbildpflege aufgemacht haben?
Hier ein paar Fotos von der Kreuzung Berger Straße/Höhenstraße/Habsburger Allee, die alle in diesem Jahr aufgenommen wurden – tagsüber, abends, unter der Woche, am Wochenende.
- Viel los, auch ohne Menschen: Verhüllte Strandkörbe, Gastro-Schirme, Ampel, Straßenlaterne mit Mülleimer, Stilpfosten, Stange mit Verkehrsschildern.
- Ausweichen auf Fahrbahn/Radweg.
- Leute nehmen nicht nur Platz an Holzfässern und in Strandkörben, sie stehen in unterschiedlicher Anzahl auch vor dem Geschäft.
- Fast Rückstau bis auf die Fahrbahn, wenn die Ampel von oberer zu unterer Berger Straße auf grün geschaltet ist.
- Aber da ist doch genug Platz …
Wenn man an der Ecke Berger Straße/Höhenstraße nicht auf der Berger Straße weiterläuft, sondern auf die Habsburger Alle wechselt, z. B. um zur nur wenige Meter entfernten Bushaltestelle „Höhenstraße“ zu gelangen, begegnet man auch noch anderen Hindernissen:
- Stilpfosten mit Straßenmülleimer mitten im Ampelbereich der Fußgänger*innen.
- Veranstaltungsplakat an Stange mit Verkehrsschild, das in Fahrrad- und Gehweg hineinragt.
- Direkt dahinter, eine Armada an Leihfahrrädern.
Seit wenigen Tagen Geschichte, aber zwischenzeitlich sah es hinter den Leihfahrrädern wie folgt aus:
- Neben Aufzug und Fahrkartenautomat: Neu errichteter Außenbereich
Bei dem Bild von der Ampel mit den Leihfahrrädern fragt man sich, wo FußgängerInnen nach dem Überqueren der Fahrbahn eigentlich hingeleitet werden sollen und legal überhaupt noch weiterkommen…
-über den Radweg?
-über die Räder drübersteigen um auf dem querenden Radweg zu stehen?
-sich zwischen Ampel. Mülleimer Bank und Baum durchquetschen (und wieder auf Querradweg landen)?
Wer plant und genehmigt so einen Dreck und waren diese Personen jemals selber vor Ort?
Ob „diese Personen jemals selber vor Ort“ waren und ob die hier überhaupt leben und somit hier auch regelmäßig unterwegs sind, frage ich mich jedes Mal. Aber Hauptsache von einer autofreien Berger Straße fabulieren … Die sich zu einer reinen Gastromeile degradierende Berger Straße und der damit einhergehende Umgang in Sachen Außengastronomie sind dagegen nie ein (ernsthaftes) Thema.