Skip to main content

In diesen Tagen feiert das Cityhaus 1 (ehemals Selmi-Hochhaus) sein 50-jähriges Bestehen. Dabei wird das Gebäude ab dem 30. Oktober mit Einruch der Dunkelheit eine Woche lang mit einer großen „50“ illuminiert. Die Eigentümerin, die DZ Bank, bezeichnet es anlässlich dieses Jubiläums sowohl als das „älteste Frankfurter Hochhaus“ (YouTube-Video) als auch als das „erste Hochhaus Frankfurts“ (Pressemitteilung). Das hat mein Interesse geweckt, mehr über die Baujahre der Frankfurter Hochhäuser zu erfahren, da solche Informationen – im Gegensatz zu den Höhenangaben der Wolkenkratzer – nur selten im Mittelpunkt stehen. Erst vor zwei oder drei Jahren habe ich erfahren, dass der Mousonturm das erste Hochhaus Frankfurts war.

Was ist ein Hochhaus?

Ab wann gilt ein Gebäude als Hochhaus? Muss es mindestens 100 Meter hoch sein – oder sogar 150 oder 200 Meter? Reicht es aus, einfach das höchste Gebäude in einer bestimmten Gegend zu sein, um als Hochhaus zu gelten? Darf es nur ein modernes Bauwerk sein? Verlieren ältere Gebäude mit Höhen von 30 bis 60 Metern, die zu ihrer Zeit als Hochhaus galten, heute diesen Status? Darf es auch ein Wohnhochhaus sein, oder werden nur gewerblich genutzte und „repräsentative“ Hochhäuser berücksichtigt? Vereinfacht zusammengefasst gilt: in Deutschland gelten Gebäude ab 22 Metern als Hochhaus, in der Schweiz ab 30 Metern, und in Österreich gibt es sogar regionale Unterschiede – in Wien liegt die Grenze bei 35 Metern, in Niederösterreich bei 25 Metern.

Die alten Hochhäuser

Als erstes Hochhaus in Frankfurt am Main gilt der Mousonturm im Ostend. Er ist 33 Meter hoch und wurde zwischen 1923 und 1926 erbaut. Weitere Hochhäuser aus dieser Zeit sind das I.G.-Farben-Haus im Westend (35 Meter hoch, erbaut von 1928 bis 1931) und das Gewerkschaftshaus im Gutleutviertel (31 Meter hoch, erbaut von 1929 bis 1931). Diese Gebäude sind alle deutlich niedriger als moderne Hochhäuser, galten aber zu ihrer Bauzeit als solche.

Beginn der modernen Hochhaus-Arä

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden unter anderem das Fernmeldehochhaus (1954, 69 Meter), das InterContinental Hotel (1963, 67 Meter) und das Zürich-Haus (1964, 69 Meter). Deutlich höher als ihre Vorgänger waren jedoch erst Gebäude wie das City Gate, der AfE-Turm, das Westend Gate und das Cityhaus 1, die den Beginn der modernen Hochhaus-Ära in Frankfurt markierten. Das City Gate – ursprünglich als Shell-Hochhaus und später als Bürocenter Nibelungenplatz bekannt – wurde von 1964 bis 1966 erbaut und war zunächst etwa 90 Meter hoch. In den 1990er Jahren wurde es saniert und auf 110 Meter aufgestockt. Der AfE-Turm im Westend, errichtet von 1969 bis 1972, erreichte 116 Meter und war damit das erste Hochhaus in Frankfurt, das die 100-Meter-Marke überschritt und den Kaiserdom St. Bartholomäus (95 Meter) überragte. 2014 wurde der AfE-Turm gesprengt. Das Cityhaus 1, früher auch nach seinem persischen Bauherrn Ali Selmi als Selmi-Hochhaus bekannt, entstand von 1971 bis 1974 und misst 142 Meter. Das Westend Gate, ursprünglich SGZ-Hochhaus genannt, wurde von 1971 bis 1976 erbaut und erreicht eine Höhe von 159 Metern.

Da der Mousonturm noch existiert, wäre er also das älteste Hochhaus Frankfurts – und nicht das Cityhaus 1. Berücksichtigt man nur moderne Nachkriegsbauten, wäre es das City Gate am Nibelungenplatz, da es bereits 1966 bezugsfertig war – also auch nicht das Cityhaus 1. Von daher verstehe ich beide eingangs erwähnte Aussagen der DZ Bank zum Cityhaus 1 nicht. Wie dem auch sei, besondere Aufmerksamkeit verdient der von der DZ Bank und der DZ Bank Kunststiftung in Auftrag gegebene, etwa 17 Minuten lange Film, der anlässlich des goldenen Jubiläums des Cityhaus 1 im Internet veröffentlicht wurde. Er ist im Wesentlichen ein Imagefilm, enthält jedoch zahlreiche dokumentarische Elemente und spart auch die schwierige Zeit während der Frankfurter Häuserkämpfe, inklusive Gebäudebrand, nicht aus.

50 Jahre „Cityhaus 1“: Ältestes Frankfurter Hochhaus feiert Geburtstag

Abschließend zwei aktuelle Fotos des Cityhaus 1, die ich am Sonntag bei Tageslicht aufgenommen habe.

Das Cityhaus 1 - Hochhaus in Frankfurt am Main

Hochhaus in Frankfurt: 50 Jahre Cityhaus 1

Stadtbilder Frankfurt – Oktober 2024

Stadtbilder Frankfurt – Oktober 2024

Neue Namen, alte Gebäude, Lichter und Nebel – das war der Oktober in Frankfurt.
Frühnebel

Frühnebel

Frankfurts Osten im Nebel, so gesehen am vergangenen Sonntagmorgen, 20. Oktober 2024.
„Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles“

„Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles“

Erinnert sich noch jemand an die goldfarben lackierten Fahrräder in Frankfurt? An einem solchen klärt nun ein laminierter Zettel über die Aktion auf, in der auch Goethe eine Rolle spielt.

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner