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Friederike Häuser ist Sozialarbeiterin, Kriminologin und Herausgeberin der Sammelbände Graffiti und Politik und Graffiti – Interdisziplinäre und kontemporäre Perspektiven, beide erschienen beim sozialwissenschaftlichen Fachverlag Beltz Juventa. Als @iketype ist sie zudem auf Instagram aktiv. Mein Favorit dort: ihr Graffiti-Lied. Erstmals aufmerksam wurde ich auf sie in der Anfang 2023 erschienen Dokumentarfilmreihe Urban Art – Wem gehört die Stadt?

Friederike Häuser war im September in gleich zwei Podcasts als Gästin eingeladen. Gerade frisch erschienen ist die Episode „Graffiti: Vandalismus, Kunst oder linke Gegenkultur?“ des Klassentreffen-Podcasts aus dem Hause „nd“ (früher „Neues Deutschland“). Der Podcast über Klasse, Krise und Kultur mit Olivier David erscheint monatlich.

In dem Gespräch stellt sich unter anderem die Frage, was „öffentlicher Raum“ eigentlich bedeutet, insbesondere angesichts der Tatsache, dass viele Bereiche des öffentlichen Raums privatisiert sind und von kapitalistischen, neoliberalen Logiken geprägt werden. So unpolitisch die Motivation von Writer*innen für ihre Graffiti-Aktivitäten sein mag (Selbstverwirklichung, Spaß etc.), sind sie dennoch auch immer ein „Klotz am Bein“ von Leuten, die Städte vermarkten, ihre Gestaltungsmacht durchsetzen und die Ästhetik des Stadtraums regulieren wollen. Das „Reproduzieren der Klasse“, wie von Olivier David eingeworfen, sehe ich nicht unbedingt als pauschal zutreffend an, da fällt mir z. B. auf Anhieb die „Ärztesohn in Bomberjacke sprühte Wholecar“- Line von Ebony Prince im Binding-Squad-Song „Willkommen in Frankfurt City“ ein, was auf Akteuer*innen aus anderen Verhältnissen schließen lässt, als es noch bei den überwiegend Schwarzen und Hispanics im New York ab Ende der 1960er Jahre der Fall war. Sehr interessant fand ich auch den Teil, in dem es darum geht, wie die Regeln der Graffitikultur ausgenutzt werden, z. B. in dem man etablierte, männliche Sprüher mit dem Bemalen einer Fläche beauftragt, weil diese ein Ansehen in der Szene haben und diese Fläche nicht (so schnell) wieder übermalt wird. Hier wäre definitiv mehr Differenzierung seitens der Auftragsnehmer wünschenswert, also zu schauen, in welchem Kontext eine Fläche zur Verfügung gestellt, besonders wenn man selbst in dieser Stadt aufgewachsen ist oder wenigstens schon eine relevante Zeitlang hier lebt.

Bereits Anfang des Monats erschien die Folge „Graffiti, Memes, Politik und warum Gefängnisse abgeschafft gehören“ des Podcasts Wer wir sind wenn wir sein dürfen von Diba Mirzaei. Sie veröffentlicht sogar jeden 2. Mittwoch eine neue Folge.

In weiten Teilen dieses Gesprächs steht sie selbst im Mittelpunkt, und es geht nicht nur um ihre Einordnungen zu bestimmten Themen, wie in anderen mir bekannten Talks in der Vergangenheit (z. B. TALK: Flygirls? Frauen im Graffiti). Zu Beginn wird thematisiert, welche Rolle Graffiti in ihrer Jugend spielte, anschließend geht es um den Zugang von Frauen und Migras in eine Szene, die in Deutschland immer noch von weissen Männern dominiert wird. Darüber hinaus spricht sie über ihre Zeit als Angestellte in einem Gefängnis, über Regeln und Strukturen für einzelne Menschen und Gesellschaften, die aktuelle politische Diskussionskultur in Deutschland und natürlich auch über ihre Memes, die sie auf ihrem Instagram-Account postet.

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