„Frankfurts vergessenstes Kunstwerk?“ lautete der Betreff einer E-Mail von Benni Voss, die mich Anfang August erreichte und sich mit einem Objekt im öffentlichen Raum Frankfurts beschäftigte. Die Kontaktaufnahme erfolgte, da ich seit der Inbetriebnahme der Hall of Fame am Ratswegkreisel vor genau zehn Jahren regelmäßig Bilder der dortigen Malereien im Blog veröffentliche und das besagte Objekt sich in der Hochstraße über dem Ratswegkreisel befindet. Es wäre also möglich gewesen, dass ich, aufgrund meines Faibles für alles, was im öffentlichen Raum Frankfurts passiert, oder die daran interessierte Leserschaft Informationen dazu gehabt hätten. Mir war dieses Objekt jedoch bis dahin überhaupt nicht aufgefallen.
Der Standort ist jedoch auch kurios. Oberhalb der Hall of Fame, zwischen der Ratswegbrücke und der Kaiserleibrücke gelegen, herrscht reger Verkehr. Dort kreuzen sich die Hanauer Landstraße, die Straßenbahnlinie 11 und die Bundesstraße 8, die kurz darauf zum Zubringer der A661 wird. Dort gibt es auch einige Fußgängerüberquerungen und -ampeln, allerdings erreicht man mit diesen nicht alle Bereiche, die unterhalb der A661 verlaufen. Das fiel mir vor einigen Jahren auf, als nach dem DFB-Pokal-Sieg von Eintracht Frankfurt ein entsprechendes Bild an einem der Pfeiler gesprüht wurde. Damals hatte ich darüber nachgedacht, es nicht nur aus der Entfernung, sondern auch einmal aus der Nähe zu fotografieren – was ich jedoch bis heute nicht getan habe, da jedes Mal wenn ich vor Ort war und daran gedacht habe, immer viel zu viel Verkehr war und nicht wenige Fahrzeuge dort schon Autobahngeschwindigkeit aufnehmen.
Zu einem Zeitpunkt, als ich noch keinerlei Informationen über das Objekt besaß und ein Artikel im Blog daher noch keine Rolle spielte, fragte ich bei einem Mitglied des zuständigen Ortsbeirats sowie beim Kulturamt nach, da ich davon ausging, dass man dort sicher darüber Bescheid wüsste. Bei den Rückmeldungen zeigte man sich zwar interessiert, hatte überraschenderweise aber auch keine Informationen zu diesem Objekt. Also beschloss ich, an einem sehr frühen Sonntagmorgen die dann kaum befahrene Fahrbahn zu überqueren, um zu prüfen, ob das Werk in irgendeiner Form signiert oder anderweitig gekennzeichnet ist, etwa mit einem QR-Code, um mehr über das Werk und/oder den*die Urheber*in zu erfahren. Es war zwar etwas darauf zu erkennen, aber ich konnte es nicht identifizieren. Ich zog daraufhin in Betracht, dass es sich um eine Aktion aus (dem Umfeld) der Städelschule oder der HfG Offenbach handeln könnte, zumal vor einigen Jahren genau dieses Gebiet zwischen dem Ratsweg (F) und dem Kaiserlei (OF) künstlerisch bespielt wurde. Leider konnte ich dazu keine Informationen mehr finden. Auch die Bildersuche bei Google brachte kein Ergebnis und zeigte lediglich viele ähnliche Raumskulpturen.
Nach erneutem Austausch mit dem Entdecker, der den Jahrzehnte zurückliegenden Bau der Ratswegbrücke sowie Änderungen von zuständigen Behörden ins Spiel brachte, fragte ich bei Hessen Mobil (ehemals „Hessische Landesamt für Straßenbau“) nach. Dort verwies man mich jedoch auf die seit wenigen Jahren zuständige Autobahn GmbH. Auch diese hatte von dem Objekt keine Kenntnis, stellte mir aber einige Unterlagen und Links zur Verfügung, die im Zusammenhang mit der „Autobahn-Hochstraße Ratsweg“ und dem „Kreiselbauwerk am Kaiserlei“ standen. Nun weiß ich zwar einiges mehr über Brücken- und Straßenbau, aber Hinweise auf das besagte Objekt ließen sich aus den Unterlagen nicht entnehmen.
Parallel zu meiner erfolglosen Recherche hatte Benni Voss jedoch erfolgreich eine Quelle in der Städelschule angezapft und erfahren, dass es sich um eine Installation des Künstlers Mut Müller-Deutsch handelt. In einem Telefonat mit dem Künstler konnte er außerdem in Erfahrung bringen, dass die Arbeit in den 1990er Jahren geschaffen wurde, den Titel „Der Wanderer“ trägt und nach diversen Standorten in Frankfurt seit 1999 neben dem Ratswegkreisel platziert ist.