Seit 2012 gab es hier im Blog jedes Jahr einen Artikel zu den sogenannten Liebesschlössern am Eisernen Steg in Frankfurt. Thematisert wurden dabei einige ungewöhnliche Aktionen, wie zum Beispiel das große Schloss von Simon & Jessy (2012), das Schloss anlässlich eines Betriebsausfluges der Villa BGS (2013), das Tablett für die Harte Liebe (2014) und ein Aufkleber mit der Parole „Free your love, save our bridges“ (2015).
Mit der Aktion „Stahlbad ist 1 Fun“ nimmt sich in diesem Jahr die Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule den Liebesschlössern an.
„Liebesschlösser sind ein Anschlag kleinbürgerlicher Ästhetik auf uns alle! Manche Pärchen empfinden ein Vorhängeschloss offenbar als gelungenes Symbol ihrer Liebe: zwei haben sich gesehen, taxiert und einander für wert befunden; dann wird das Ding zugemacht, als Trophäe an eine Brücke geklatscht. Wir sagen: Diese Schlösser sind moderne Keuschheitsgürtel. Hier geht es nicht um Liebe, sondern um Besitz. Wir fordern alle Frankfurter auf, uns ihre Schlösser vom Eisernen Steg zu bringen. […]“ (Stahlbad ist 1 Fun, Facebook)
Die Schlösser können in den kommenden Tagen (11. bis 13. August, jeweils von 13 bis 15 Uhr) in der Galerie con[SPACE] im ATELIERFRANKFURT abgegeben werden. Die Liebesschlösser sollen anschließend eingeschmolzen und zu einem neuen Objekt gegossen werden. Jenes wird vom 18. August bis 3. September 2016 im Rahmen der Gruppenausstellung PASSAGEN zu sehen sein.
P.S.: Falls Schlüssel oder Knollepetz nicht vorhanden sind:
– Open Lock with Soda Can
– How to open a lock with a nut wrench
• Frankfurter Hauptschule im Internet: Website – Twitter – YouTube – Insta – FB
Die Frankfurter Hauptschule avanciert langsam zum moralisch- selbstverliebten Zeigefinger des Kunsthochschulnachwuchses.
Interessant auch in diesem Zusammenhang, daß noch recht junge Menschen eben jenen moralischen Zeigefinger als eine Antwort auf (angebliche) kleinbürgerliche Ästhetik (= nämlich ebenfalls oft im Zeigefinger Format) begreifen.
Ihre nachgestellte Junkie- und Drogenperformance war auch schon grenzwertig, weil sie eigentlich die Szene, die sie damit ins rechte Licht stellen wollte, durch ihre (wiederum nicht minder kleinbürgerliche) Weise so wiedergab, daß die eigene Abgehobenheit und Arroganz sich dabei vortrefflich entlarvte.
Oder sagen wir es anders, also nicht auf die Hauptschule bezogen:
Wer darf denn sagen, was kleinbürgerlich, und was legitim oder nicht legitim ist?
Mir gefallen diese Schlösser auch nicht, aber anscheinend sind recht viele Menschen dadurch irgendwie glücklich.
Jo ich möchte mein Schloß zurück oder ich komm mir meine 30€ holen