„Auf Frankfurt, wie es wirklich ist“ ist eine Kampagne, die am 23. Juli 2018 startete und mit Plakaten im Frankfurter Stadtgebiet das „Römer Pils“-Bier der Binding Brauerei bewirbt. Thematisiert werden Vorurteile gegen Frankfurt. Die derzeit zu sehenden Motive sind mit Vorurteil #4, #5 und #6 gekennzeichnet, was darauf schließen lässt, dass auch schon eine Serie mit den Vorurteilen #1, #2 und #3 im Einsatz war..?
Sah ich anfangs zunächst nur große Plakate, sind es mittlerweile besonders viele Litfaßsäulen, die mit den Motiven plakatiert sind. Während bei der eingerahmten Querformatvariante der Text mit dem Vorurteil links vom Motiv platziert ist, ist er an der Litfaßsäulenvariante oberhalb des Bildes platziert, sodass alle drei Motive an der Säule gezeigt werden können. Die Motive in der Übersicht:
Vorurteil #4 – „Frankfurt ist total schicki-micki“
Für dieses Motiv begab man sich an ein Wasserhäuschen, weil das seit drei, vier Jahren angesagt ist. Die Wahl fiel natürlich auf das Vorzeigewasserhäuschen „Gudes“, wo sich, ganz im Gegensatz zu früher, nun vor allem das bürgerliche Nordend und vergleichbare Figuren aus benachbarten Stadtteilen einfinden. Aber hey! Wir sind Wasserhäuschen! Und Stühle gibt’s da auch! Interessant finde ich an dem Motiv, dass man neben Johnny Klinke offenbar noch eine zweite Person in Frankfurt gefunden hat, die mit einer Anzugweste unterwegs ist. Und der Kerl mit Anzug und Krawatte am Wasserhäuschen? So wirklich entkräftet wird hier das „schicki-micki“ eigentlich nicht. Klar, es gibt Leute, die das Bier von Binding als Pennerplörre abtun (aber selbser kein Problem mit Beck’s haben, funny, isn’t it?) und der Anzugkerl zeigt keine Berührungsängste, aber dann wäre vielleicht eine Businesskasper-Vorurteil-Szenerie die bessere Wahl gewesen.
Vorurteil #5 – „In Frankfurt kann man nicht feiern“
Gemessen an der Rolle, die Frankfurt anlässlich von Technohouse in den 1990er Jahren spielte, kann ich mir leider nur sehr schwer etwas vorstellen, dass auch nur ansatzweise an dieses Level anknüpfen könnte um das „Nicht feiern“-Vorurteil zu entkräften. Was ich allerdings am allerwenigsten mit „Feiern“ in Verbindung bringe, sind Straßenfeste, wie z.B. auch das hier zu sehende Schweizer Straßenfest in Sachsenhausen. Straßenfeste und ähnliche Events rund um den Main haben in Frankfurt immer etwas amtliches an sich. Manchmal denke ich, die gibt es nur, weil sie in das Thema Tourismus und Stadtmarketing reinspielen. Vielleicht wollte man aber auch nur mal die Binding-Bühne am Schweizer Platz in einem Motiv unterbringen.
Vorurteil #6 – „Frankfurt ist eine Betonwüste“
Puh, wirklich? Kommt mir etwas angestaubt vor, dieses „Betonwüste“, wobei sich das vielleicht für Leute, die aus ihren Käffern hierherziehen vielleicht im ersten Moment wirklich so darstellen könnte – einfach weil sie mit Häusern konfrontiert werden, die mehr als drei Etagen hoch sind und in denen mehr als vier Mietparteien wohnen. Auf jeden Fall schön, dass hier der Lohrberg gezeigt wird. Schade aber, dass ausgerechnet beim Thema „Betonwüste“ nicht komplett auf die Natur gesetzt wurde und im Hintergrund noch die Skyline zum Einsatz kommt. Bleibt die Frage: Warum trinkt jemand aus der Dose, wenn ein ganzer Kasten mit Flaschen vor ihm steht?
Für die Darstellung des Werbemotivs an den Litfaßsäulen müssen übrigens drei Teile in richtiger Reihenfolge angebracht werden. Tricky wird es beim Bereich mit den Text…
Fazit: Gute Idee, wie ich finde und Lohrberg und Wasserhäuschen passen ganz gut zum Motto „Auf Frankfurt, wie es wirklich ist“. Im Detail wäre vielleicht ein bisschen mehr drin gewesen.
P.S.: Ist das auch noch „Frankfurt wie es wirklich ist“?
Ach, Binding.
Fehlt nur noch „In Frankfurt kommen kleine Männer groß raus.“
(Väth, Goethe usw.).