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Im Juli dieses Jahres hat es bei Tegut in der Berger Straße (Bornheim Mitte) gebrannt und seitdem ist der Supermarkt geschlossen. Ich weiß nicht, wann oder ob der nochmal eröffnet, denn nur wenige Meter davon entfernt soll künftig eine neue Tegut-Filiale eröffnen. Wenige Meter davon heißt: weiterhin Berger Straße, aber mehr zum Bornheimer Fünffingerplätzchen hin. Entlang der Rendeler Straße und Berger Straße verläuft das sogenannte „Gaumer Areal“, auf dem sich lange, lange Zeit nichts getan hatte. Auf dem Abschnitt entlang der Berger Straße waren früher ein Obst- und Gemüsehändler (Geschäft eingestürzt) sowie das Restaurant Klabunt (als Henscheid in der Mainkurstraße wiedereröffnet) beheimatet. Künftig sollen hier eine Mischung aus Kindertagesstätte, Einzelhandel (Tegut), Tiefgarage und fünf Gebäuden mit 67 Wohnungen entstehen.

Wie sich das für Baustellen gehört, werden die zu beackernden Flächen mit Bauzäunen versehen und diese gelegentlich bemalt. In Frankfurt am Main fallen mir auf Anhieb ein: Rund um die Haltestelle Dom/Römer (2011), während des Neubaus der EZB (2012-2014) und seitlich des Frankfurter Hauptbahnhofs (2017). Neben einem großen, noch laufenden Projekt in der Innenstadt, wurde kürzlich auch ein deutlich kleinerer Bauzaun entlang des angesprochenen Areals bemalt. Thematisiert werden auf diesem die Bauphasen eines Bauprojekts, in diesem Fall mit Szenarien, die die Arbeiten und das Umfeld vor Ort zeigen.

Bauzaun-Malerei auf der Berger Straße

Bauzaun-Malerei auf der Berger Straße

Bauzaun-Malerei auf der Berger Straße

Bauzaun-Malerei auf der Berger Straße

Bauzaun-Malerei auf der Berger Straße

Bauzaun-Malerei auf der Berger Straße

Beteiligt sind u. a. Projektentwickler Ozean Horizont und das Bauunternehmen Züblin. Auf Züblin bin ich nahezu zeitgleich mit Entdecken des bemalten Bauzauns auch in einem anderen Zusammenhang gestoßen. Vor rund 14 Tagen war ich auf eine Kinoveranstaltung zum Dokumentarfilm „Die Rollbahn“ aufmerksam geworden, der das mir bis dato unbekannte KZ-Außenlager Walldorf zum Thema hat. Eigentlich wollte ich das auch hier Blog thematisieren, aber es war zeitlich zu knapp und auf die Schnelle hatte ich auch keinen Trailer dazu gefunden, lediglich ein Gespräch mit Regisseur Malte Rauch anlässlich einer kürzlich erfolgten Vorführung im DFF Kino. Die Website des Filmverleihs informiert:

„Der Film „Die Rollbahn“ erzählt die Geschichte der Frauen des KZ-Außenlagers Walldorf, die 1944 als Zwangsarbeiterinnen der Baufirma Züblin die Fundamente für die erste Betonpiste des Frankfurter Flughafens legten […] Die Baufirma Züblin zahlt der SS dafür vier Reichsmark pro Tag und Frau. Die Frauen kommen direkt aus dem Konzentrationslager Auschwitz.“

Viele deutsche Unternehmen beschäftigten im nationalsozialistischen Deutschland Zwangsarbeiter*innen. Aufarbeitungen zu diesem unrühmlichen Kapitel erfolgen nicht selten nur auf medialen Druck und dauern zuweilen bis heute an, in vielen Fällen begannen sie sogar erst Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf den Websites des KZ Walldorf (Arbeitseinsatz der Häftlinge, Die Firma Züblin und die Entschädigung der Opfer), des deutsch-jüdischen Nachrichtenmagazins HaGalil (Zwangsarbeiterinnen bei Züblin? Klar doch! Verantwortung? Nein Danke!) und der Wikipedia (KZ-Außenlager Walldorf) erfährt man mehr zu dem Thema. Kurz zusammengefasst: Züblin beruft sich darauf, dass damals alle Firmen mitmachten, der Nazi-Zwangsarbeitsdienst Organisation Todt (OT) die Leitung bei derlei Einrichtungen hatte und es von daher keine finanzielle Entschädigung für diese Frauen gibt. Was sagt man dazu? Und als wäre das nicht schon genug, ist die Geschichte der „Aufarbeitung“ auch ein Fall für sich. Puh.

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