Während man bei Denningers Mühlenbäckerei die Brötchen mit dem Verkauf von Backwaren verdient, müssen Urban-Art-Künstler*innen immer noch kleine Brötchen backen, wenn es darum geht, mit Sprühdose, Malerrole und Pinsel den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Von brotloser Kunst kann in diesem Fall dennoch nicht die Rede sein, zumindest wenn man sich das bereits Ende Dezember 2019 geschaffene Werk von Florian Erb aka Der Kunstwerker anschaut, das nur so von Broten, Brötchen und anderen Backwaren wimmelt. Aber: Auch etwas schade, dass eine derart große Fläche nicht auch für ein vergleichbar großes Motiv genutzt wurde, das würde, gemessen an anderen Mural-Gestaltungen, eindrucksvoller wirken, als viele kleine Objekte darauf zu verteilen.
Einige Wochen älter sind die Umgestaltungen der Stromkästen in Bornheim Mitte aus dem Hause Naxos Atelier. Moment, Umgestatung von Stromkästen? In Frankfurt? War da nicht mal was? Richtiiiisch. Vor fast fünf Jahren teilte die Deutsche Telekom mit, dass ihre graue Kästen bemalt werden dürfen. Für Frankfurt war das allerdings nicht möglich, wie man mir fast ein Jahr später mitteile, „da die Stadt Frankfurt im Rahmen der Stadtbildpflege Bemalungen nicht gestattet“. Nun sind die grauen Kästen in Bornheim Mitte zwar keine der Deutschen Telekom, aber hier wird die „Stadtbildpflege“, wie auch bei der erstmaligen Bemalung im Jahr 2014, ganz offensichtlich außer Kraft gesetzt …
Einhergehend mit solchen Aktionen sind übrigens auch sehr oft Werke, die sich in ihrer Art ähneln und mich oftmals nur wenig ansprechen. Ein Haus mit einer Bäckerei im Erdgeschoss muss nicht zwangsläufig auch Backwaren an die Fassade gemalt bekommen, ein Platz, auf dem an 2 von 7 Wochentagen ein Markt stattfindet, muss diesen nicht auch noch an 4 Stromkästen (= 8 Motive) thematisieren, Wände an einer Schule müssen nicht die Schule selbst oder das Lernen an sich visuell umgesetzt bekommen usw. Und wenn man sich für etwas anderes entscheidet, muss es auch nicht immer Skyline, Eintracht oder Bembel sein. Meine Meinung. Ich könnte mir jedenfalls gut vorstellen, dass jede Person, die solche Arbeiten umsetzt, von sich aus viel mehr zu bieten hätte.
Die Kästen von Werbung befreit und gleich mit Werbung besprüht… So lahm wie Bornheim selbst.
Ich habe zwar wahrgenommen, dass an vielen Stromkästen in Bornheim (und auch im Ostend) seit einigen Monaten neue Rahmen für Werbung angebracht wurden, aber an Werbung an denen in Bornheim Mitte kann ich mich nicht erinnern. Im Gegenteil, die wurde ja, wie im Beitrag beschrieben, schon vor einigen Jahren erstmals bemalt. Und lieber solch eine Stadtteilwerbung, bzw. hier für den Wochenmarkt als richtige Werbeplakate. Nur: Es wäre schön, wenn man bei derlei Aktionen die Künster*innen einfach mal machen ließe und nicht thematisch Vorgaben setzt, also Künstler*innen einfach mal selbst machen lässt. Bornheim lahm? Du wirst es beurteilen können.
Bornheim lahm= vielleicht täuscht mich auch meine subjektive Wahrnehmung, jedoch bin ich 3 Jahrzehnte auf dem Pflaster groß geworden und es fühlt sich sehr lahm an!
Die Stromkästen verstärken das Gefühl noch…
Hm, weiß nicht. Man muss Bornheim sicher nicht abfeiern, aber „lahm“ finde ich es eigentlich nicht, auch wenn ich das Bornheim der 80er und 90er Jahre dem heutigen vorziehen würde. Wobei, nicht nur Bornheim, ganz Frankfurt.