„Die Stadt hat sich im Licht gewaschen, ist frisch geduscht unter Straßenlampen. Die Stadt ist aus Beton gebacken, mit Häusern, die bis in die Wolken wachsen. Sie trägt Smog als Lidschatten und Streetart wie Make-Up auf ihren Wangen. Sie schmückt sich mit zerbrochenen Flaschen und den Goldreserven der Banken, sie ist heute ein Punk und morgen eine feine Dame, sie ist blaublütiger Adel, aber kauft ihr Bier an der Tanke.“
Vor wenigen Wochen besuchte ich den Poetry Slam in Frankfurt. Es war ein sehr schöner Event, auch wenn mein Favorit des Abends, Jean Ricon, leider nicht in das Finale gewählt wurde. Wie es der Name bereits verrät, ist ein Poetry Slam kein Stand-up-comedy-Ersatz, dennoch waren es an diesem Abend eher die belustigenden Texte die größeren Anklang beim Publikum fanden, welches per Zettel und Applaus über Weiterkommen und Sieg entscheidet.
„Ach Stadt, deine Autobahnen und Pulsadern, Handelsrouten und Blutbahnen, sind verstopft, du überlebst nicht. Aber immer noch höre ich von dir „Zu viel ist noch zu wenig!“ Warum bist du nur so gierig? Hey, ich mag dich, aber du übertreibst es wirklich!“
Sein Text „An die Stadt“ hat mich wirklich sehr begeistert und ein Bild gezeichnet, welches den unterschiedlichen Facetten dieser Stadt gerecht wird und für mich das Zeug zu einem wirklich guten Frankfurt-Song hätte, auf den ich bis heute vergeblich warte.
„Vergiss nicht, wo du herkommst, mach mal das Licht aus. Nimm den Gang raus, fahr‘ im Leerlauf. Mach mal Stromausfall und stürz‘ deine Server ab, dann zünde ich uns Kerzen an und wir reden wie es mit uns weiter gehen kann.“
Am kommenden Freitag findet der Poetry Slam Frankfurt #118 statt. Los geht’s um 21 Uhr, Einlass ist ab 20.30Uhr. Jean Ricon wird an diesen Abend ebenfalls dabei sein.
- Textauszüge © by Jean Ricon.