In der taz vom Dienstag, 15. Januar 2019 erschien der Artikel „Gute Inhalte, gut versteckt“. In diesem beschäftigt sich der Autor Tilman Baumgärtel mit den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Anstalten. Dieser war an der kürzlich erfolgten Austrahlung der Miniserie „Holocaust“ in den Dritten Programmen interessiert und geriet darüber in Berührung mit den eingangs erwähnten Mediatheken. Seine Suche in der Mediathek des Ersten Programms war erfolglos und beim NDR und dem SWR, die „Holocaust“ ebenfalls zeigten, waren die Folgen ebenfalls nicht auffindbar. In der Mediathek des WDR, auf dessen Initiative diese Serie wieder ins Fernsehen kam, wurde er fündig. Allerdings waren zunächst nur zwei Folgen verfügbar, die anderen beiden wurden erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt.
Für den Autor handelt es sich hierbei um ein „Dilemma“. Die Mediatheken seien „unübersichtlich“ und würden die „modernen Sehgewohnheiten“ ignorieren. Für seine Kritik zieht er – ausgerechnet – die Angebotsaufbereitung der Streaminganbieter wie Netflix und Amazon Prime Video heran sowie eine Generation, die mit solchen Streamingdiensten ihre Mediensolzialisation erhalten hat. Nicht zu vermitteln sei es, dass ein bestimmtes Programm nur zu einer bestimmten Zeit gesehen werden kann, eine Serie nicht gleich komplett verfügbar und somit bingebar ist und Funktionen wie automatische Weiterschaltung nach Episodenende und Vorspann überspringen zu Beginn der nächsten Folge fehlen. Der Autor selbst würde es außerdem begrüßen, wenn alles, was mit Rundfunkmiteln finanziert wird, in einer Mediathek gesammelt wird.
Komplette Verfügbarkeit führt zu Bingen. Bingen führt zu Abspann wegklicken. Abspann wegklicken führt vor Zusammenassung/Vorspann wegklicken. „Moderne Filmgewohnheiten“ also. Okay, verstanden. Klingt für mich – ähnlich wie bei Leuten mit modernen Hörgewohnheiten, die Podcasts in einer schnellerer Geschwindigkeit abspielen (!) und bei Streaminganbietern sich von Algorithmen(!!) ähnliche (!!!) Musik „empfehlen“ lassen – alles eher nach schnell wegkonsumieren, und weniger nach Genießen und wirklichem Interesse. Der Wunsch nach einem Ort für alle Mediathekeninhalte und einer besseren Übersichtlichkeit lässt sich übrigens mit Mediathek View realisieren.
Bei Mediathek View handelt es sich um ein kostenloses Programm, das die Online-Mediatheken verschiedener öffentlich-rechtlicher Sender durchsucht und die vorhandenen Sendungen auflistet. ARD, ZDF, Arte, 3sat, BR, hr, MDR, NDR, rbb, SR, SWR, WDR, DW, KiKA, Phoenix, ZDFtivi, ORF und SRF – alles an einen Ort! Außerdem kann man die Sendungen, solange sie in den Mediatheken verfügbar sind, downloaden und den gewünschten Inhalt dann tatsächlich zeitsouverän nachschauen. Die Liste kann mit verschiedenen Filtern nach Beiträgen durchsucht werden, ebenso lassen sich Abos anlegen und neue Beiträge automatisch herunterladen.
Im Grunde genommen ein alter Hut, denn das für MacOS, Linux und Windows erhältliche Programm, gibt es bereits seit 2008. Ich nutze Mediathek View auch erst seit drei Jahren, aber so oft wie ich das mittlerweile empfohlen habe, scheint es wirklich nicht wenige Leute zu geben, die davon noch nie etwas gehört haben. Ich kann das wirklich empfehlen, zumal auch bei Arte & Co. immer noch sehenswerte Serien oder gänzlich andere interessante Formate ausgestahlt werden, und nicht nur bei Netflix oder Amazon Prime Video.