Kürzlich lud das Transurban-Projekt aus NRW zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Urban Art Today“ in den Kunstverein Montez ein. Dr. Jessica Beebone vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main (Kunst im öffentlichen Raum, Städtische Kunstsammlung, AIR_Frankfurt, Künstlernachlässe) sprach hierzu eingangs einige Worte. Dabei erwähnte sie auch, dass die Stadt beim Thema Urban Art noch etwas verhalten sei.
Murals Art Frankfurt
Da ich das in der Vergangenheit auch so empfand, habe ich bereits vor rund 14 Monaten mit der Website Murals Art Frankfurt ein Online-Archiv für größere Wandmalereien in der Mainmetropole erstellt. Ich fand es schlichtweg schade, dass das Thema relativ wenig Aufmerksamkeit erhält – seitens der Stadt, der hiesigen Presselandschaft und im Internet, wo man meinen könnte, dass sich, bis auf wenige Ausnahmen, in Deutschland außer in Berlin gar nichts zu diesem Thema abspielt.
Urban Art auf Websites der Stadt Frankfurt
Es ist nicht so, dass die Stadt Frankfurt Urban Art gar nicht thematisiert hätte, aber meines Erachtens war zu diesem Zeitpunkt noch viel Luft nach oben. Auf der Website Kultur Frankfurt wurden die Informationen zum Thema recht allgemein gehalten, ohne aussagekräftige Bebilderung präsentiert, mit wenigen Links versehen und dann auch noch mit Hinweisen zu Graffiti-Prävention abgeschlossen. Auf der Website zu Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt suchte man die Kategorie sogar vergeblich, nur Denkmäler, Brunnen u. ä. waren berücksichtigt.
Nachdem meine Murals-Website, die nicht nur Fotos präsentiert, sondern generell viele Informationen an einer Stelle bündelt, auch beim Monopol Magazin und dem Journal Frankfurt thematisiert wurde, hat sich auch bei den angesprochenen Seiten der Stadt einiges getan. Die Listen mit tätigen Künstler*innen, Projekten und Websites sind um einige Links angewachsen, Streetart wird nun berücksichtigt und auch ein umfangreiches PDF-Dokument zum Thema – Die Kunst der Straße – Vom illegalen Graffiti zur hippen Urban Art (u. a. mit Fotos von meinen Blog, leider ohne vorher mal angefragt zu haben, ob sie diese überhaupt nutzen dürfen) – ist vom Kulturamt Ende vergangenen Jahres online veröffentlicht worden.
Museum On The Street
Guido Zimmermann hat bezüglich Murals in Frankfurt mit seinem Museum On The Street-Projekt schon einen guten Weg eingeschlagen und dabei auch Support von der Stadt erhalten. Seitdem das durch ihm initiierte Crowdfunding-Projekt gestartet ist, sind in Frankfurt an fünf Gebäuden sechs Murals entstanden. Drei davon hat er selbst gemalt, die anderen drei wurden von anderen Urban Artists gemalt, die er für dieses Projekt gewinnen konnte. Schöne Sache, ich hoffe es folgen noch weitere.
Flächen in Frankfurt für Murals?
Dass da jemand mehr oder weniger alleine, neben anderen künstlerischen Tätigkeiten, am Werk ist und vielleicht noch zwei, drei andere Murals pro Jahr durch andere Künstler*innen entstehen, kann es aber eigentlich nicht sein. Mir jedenfalls erscheint das zu wenig. In Frankfurt lassen sich unzählige Gebäude – Wohnhaus, Hotel oder auch Museum – entdecken, die Flächen offenbaren, die quasi wie gemacht sind, für sogenannte Murals. Hier einige Beispiele:
Mural Art in anderen deutschen Städten
Ein Blick auf andere deutsche Städte: Im beschaulichen Bad Vilbel sind u. a. mehrere Arbeiten des Streetart-Duos Herakut im öffentlichen Raum zu sehen und in Frankfurt keines (mehr). In Köln entstehen anlässlich des Cityleak-Festivals regelmäßig Murals, ebenso in der südthüringischen Kleinstadt Schmalkalden beim Wallcome-Festival. Und auch beim Meeting-Of-Styles-Festival in Wiesbaden werden jenseits des Areals am Brückenkopf auch immer wieder einzelne Hausfassaden für großformatige Wandbilder zur Verfügung gestellt.
hey
ich habe eine coole idee
dor
Bei der Diskussions-Veranstaltung im Kunstverein Montez war ich auch zugegen, gerade von Frau Beebone hätte ich mir ein paar Worte zur Szene und wie die Stadt dazu steht, erwartet. War aber nix. Schade. Kein Konzept vorhanden? Aktive Unterstützung sieht anders aus oder ist das bereits mit dem Naxosatelier und seinen engagierten Leuten gegeben?
Verstehe den Wunsch nach solchen Worten, gerade wenn ein Projekt, dass an diesen Bereich andockt, auch in Frankfurt einen Stopp einlegt, aber andererseits sprach sie nur ein kurzes Vorwort und war nicht Teil der Podiumsdiskussion. Prinzipiell hat sie aber auch in dieser Rede kurz erwähnt, dass man da noch verhalten sei. Warum das allerdings so ist, wäre interessant zu erfahren und ein guter Anknüpfngspunkt, sprich: Ich könnte mir vorstellen, dass bei einer lokal organisierten Veranstaltung mit Fokus auf Frankfurt mehr zu erfahren wäre. Müsste nur jemand organisieren…
… oder wir ersuchen sie mal um ein Interview, in dem sie die Strategie der Stadt Frankfurt erklärt. Vielleicht geht das ja auch schriftlich. Fände ich in jedem Fall spannend.