Als die Frankfurter Eintracht im Mai dieses Jahres auf dem Römerberg ihren DFB-Pokalsieg feierte, gelangte ein Holzmännchen mit aufgemaltem Eintrachttrikot auf das Sperrholzkonstrukt am Gerechtigkeitsbrunnen.
Nur wenige Tage später wurde die Figur in klassischen Eintrachtfarben entfernt, und zwar aufgrund einer Anregung aus der Bevölkerung. Weil eine einzelne Person dieses Eintrachtmännchen als aufbewahrungswürdig empfand, ließ die Stadt Frankfurt diese Figur bergen und übergab sie anschließend dem Historischen Museum Frankfurt, wo sie nun ausgestellt ist. Dieses Vorgehen ist ein schönes Beispiel dafür, wie einzelne Leute und Institutionen darüber bestimmen wollen, was Kunst, was ausstellungswürdig, was museumsreif ist – und was nicht.
Die als „Justitio“ bezeichnete Figur war platziert im öffentlichen Raum. Sichtbar für alle. Und kostenlos. Und dort hätte sie auch bleiben sollen. Kunst im öffentlichen Raum gehört in den öffentlichen Raum, und das mit allen Nachteilen, die dieses Thema mit sich bringt. Alles andere ist Inszenierung. Und das schreibe ich in diesem Fall noch nicht mal wegen der zeitlichen Nähe zwischen dem Bekanntwerden des wochenlang unbekannten Machers (14.06.2018) und dem Beginn seiner Ausstellung (16.06.2018) in der Ausstellungshalle 1a in Frankfurt-Sachsenhausen.
Wie dem auch sei, das Eintrachtmännchen, in seinem ursprünglichen Kontext, gehört der Vergangenheit an und sorgte im Fahrwasser des Eintrachterfolgs für unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit. Da die Justitiaskulptur immer noch nicht zurück ist, wurde dort ein weiteres Mal eine künstlerische Arbeit platziert, vermutlich erneut vom Künstler Uwe Grodd.
Vor Eintrachtmännchen und Adlerhorst wurden am Podest des Gerechtigkeitsbrunnens auch schon andere künstlerische Arbeiten angebracht. Wie so oft sind es Streetart- oder Graffitikünstler_innen, die sich im Wandel befindende Spots in der Stadt aufspüren und für eigene Zwecke nutzen. In diesem Fall war es Treppe 1.OG. Seine auf Pappe gemalten Dudes waren dort sogar schon zu sehen, als am Sperrholzpodest noch nicht mal die Infotafeln angebracht waren.
Uwe Grodd im Internet: Website • Treppe 1.OG im Internet: Instagram
Wie schön, du sprichst mir aus der Seele.
Mein B Corsa ist auch Kunst im öffentlichen Raum, wird aber öfter mit blauen Zettel verunstaltet, oder gar entfernt.
Eine ganz eigene Sicht auf die Geschichte mit der von der „Frankfurter Bürgerschaft“ „Justitio“ benannten Figur, veröffentlichte heute das Historische Museum Frankfurt.
Egal wie man zu der Aktion steht, und unabhängig davon, dass das Männchen nun ein Exponat des Museums geworden ist, wundert man sich doch schon sehr, dass hier mit keinem Wort erwähnt wird, dass es zu diesem Thema nicht nur Applaus gab – nicht nur hier im Blog, auch in Zeitungsartikeln gab es Hinweise darauf (z.B. FNP (Print) vom 05.06.2018: „Ihren – streng gesehen – Kunstdiebstahl haben sie gefilmt und das Video…“), dass das Entfernen auch anders betrachtet werden könnte.
Mit dem Bericht des Museums erfährt man immerhin, dass das zwei Tweets umfassende Gespräch (traurigerweise auch noch mit Verweis auf meinen ersten Beitrag hierzu), dass zum Entfernen der Figur führte, nicht nur zwischen irgendeiner Person und dem Museum stattfand, sondern diese andere Person offenbar auch beim Stadtmarketing tätig ist, was die ganze Sache in meinen Augen irgendwie noch absurder erscheinen lässt. Hauptsache zwei Institutionen machen das unter sich aus. Und warum eigentlich das Historischee Museum, der Anlass ist ja durchaus einer, der mit der Frankfurter Eintracht zu tun hat und die hat auch ein Museum. Aber bestimmt gibt es mal gnädigerweise eine Leihe…