Als „das neue deutsche Wochenmagazin“, dazu auch noch eines für die „junge Elite“, versteht sich die „Woche“, das neueste Printprodukt aus dem Hause der Frankfurter Allgemeinen. 3,50€ gilt es zu entrichten um im Zeitschriftenladen ein recht dünnes Magazin, im Format etwas kleiner als DIN A4, zu erhalten. Begleitet wird der Auftakt auch mit einem Angebot, vier Ausgaben kostenlos beziehen zu können und Aufklebern in den Straßen, die mit dem doch schon arg durchgenudelten Slogan „Thank God it’s Friday“ um Aufmerksamkeit buhlen.
In Zeiten, wo (einschlägige) Facebookseiten, Onlinemagazine und Blogs, Geschehnisse so (um)deuten, dass sie ins eigene Weltbild passen und eine Unterscheidung zwischen Meinung und Fakten nicht immer gegeben ist, möchte die „Woche“ einen meinungsfreien Überblick der Geschehnisse vergangener Woche – oder wie die SZ dazu sagen würde: „Neues von gestern“ – anbieten. Wer im Verlauf einer Woche also primär nur mit Schlagzeilen und kurzen Texten auf dem Laufenden bleibt und sich am Wochenende, mit vermeintlich mehr Zeit, nicht durch mehrere Websites und Artikel durchklicken möchte, kann mit der „Woche“ sicher auf eine interessante Alternative zugreifen – besonders wenn man auch sonst mit Artikeln aus FAZ und FAS etwas anfangen anzufangen weiß. Für bento, dem quitschbunten Ableger von SpOn, schickt sich die „Woche“ an, „dein neuer, spießiger Freund“ zu werden, was im Vergleich zum Möchtegern- Journalismus einer HuffPo, dem allgegenwärtigen Facebookseiten- Maulheldentum oder den um Coolness und Witzigkeit bemühten Listicles von BuzzFeed gar nicht mal negativ verstanden werden muss. Bei W&V geht man sogar einen Schritt weiter und versucht über Bande die Qualität der „Woche“ zu lobreisen, in dem man pauschal über junge Contentproduzenten herzieht („ohne fundierte Kenntnisse über Politik und Wirtschaft“, „der Pubertät noch nicht entwachsen“, „viele Klicks, Likes und Shares“) und – ganz witzig in diesem Zusammenhang – „Meinungsbildung“ statt „Meinungsmache“ beschwört. Interessant ist am Ende des Tages aber letztlich nicht der Vergleich zu all dem, was man sowieso nicht auf Augenhöhe mit Publikationen aus dem Hause der Frankfurter Allgemeinen wähnt und primär im Web agiert, sondern die im Print angesiedelten Publikationen die bereits am Markt sind und ebenfalls einmal pro Woche erscheinen.
Zur Erstausgabe: Das Magazin umfasst 76 Seiten, und künftig können es auch noch weniger sein, denn offiziell ist von „Die wichtigen Themen der Woche auf 68 bis maximal 76 Seiten“ die Rede. Das Titelthema „Deutschland und Amerika: Das unterschätzte Bündnis“ ist dem Deutschland- Besuch des US- Präsidenten Obama geschuldet und wurde zwei Tage später auf der FAZ- Website, inklusive der selben Illustration, welche Merkel und Obama als Superhelden darstellt, mit „Atlantische Allianz: Das unentbehrliche Bündnis“ aufgegriffen und fortgeführt. Das auf der FAZ- Website mit einem eigenen Blog bedachte Thema Bier findet anlässlich 500 Jahre Reinheitsgebot auch seinen Platz in der „Woche“. Ansonsten wenig Überraschendes: Artikel zu AfD, FDP und Pegida hier, Überschriften wie „Ohne Deutsch keine Chance“, „Sozialistische Dämmerung“ und „Verbrechen vorhersehen“ da. Wie der verantwortliche Redaktuer Nikolas Busse es bereits an anderer Stelle sagte: „Die F.A.Z. Woche ist ein Produkt der F.A.Z., das wird man dem Titel sicher anmerken.“ True dat.
Mit insgesamt 14 ganzseitigen Werbeanzeigen hält sich der Anteil in einem überschaubaren Rahmen, allerdings gleich 8 der ersten 19 Seiten damit vollzuballern, u.a. mit Doppelseiten (von Audi und BMW) finde ich eher aufdringlich. Den Werbereigen der Erstausgabe schließt auf der letzten Seite übrigens Rolex. Nur vom Feinsten also für die junge Elite, zumindest seitens der Werbeindustrie, denn bei der Papierqualität der „Woche“ dürfte man gerne noch ein bisschen nachbessern. Inhaltlich würde ich mich über etwas weniger Politik, und dafür mehr Feuilleton, Wissen und Gesellschaft freuen, aber das denke ich auch sonst schon immer bei der FAZ.
Danke für diese Einschätzung. Habe momentan noch nicht das Gefühl, als würde es sich lohnen, dafür Geld auszugeben. Hier noch eine weitere Kritik, die wenig erbaulich ist: http://uebermedien.de/4359/der-sogenannte-rechtsdruck/
„Was Wagner so Reaktionäres von sich gibt und wofür die FAZ ihm Raum ausräumt, ist nicht verboten. Es sagt lediglich viel aus über die FAZ und darüber, wo sie steht. Ganz zu schweigen von Richard Wagner, der dort steht, wo man, wenn man sich zart bewegt, an die Maus von Beatrix von Storch stößt.“ Ganz vorzüglich formuliert, wie ich finde. Gibt’s eigentlich schon einen Hahstag #FAfDZ?
Der FAZ schwimmen jetzt schon 15 Jahre lang die Felle davon. Mit den drastischen Auflagenverlusten (http://daten.ivw.eu) und daraus resultierendem enormem Stellenabbau versucht man halt permanent ein wie auch immer geartetes Geschäftsmodell zu finden. Diesmal halt noch ein Weekly. Letztendlich geht es bei diesem Produkt auch nur um Werbeverkaufe, um die in gewohnter Manier der übliche Trash der in der Hellerhofstraße noch verbliebenen Besitzstandswahrer gezimmert wird. Bin mal gespannt, wie lange man eine 200K Auflage druckt, wenn man feststellt, daß die umgarnte „Junge Elite“, die bis auf die üblichen Verdächtigen, nicht mal das Stammblatt kauft, auch hier rechtschaffen ignorant bleibt. Ähnlich wird wohl das nächste Wochenprodukt (Herbst ?) mit Wirtschaftsschwerpunkt für „Entscheider“ beworben werden.
Bei den 14 Anzeigenseiten, die ich für nicht viel halte in einer Startnummer, stellt sich natürlich die Frage, mit welchen Rabatten die Anzeigenabteilung da geködert hat. Die gedruckte Ausgabe unter der Woche wird mittlerweile kaum noch von bezahlten Anzeige unterbrochen. Zumeist Eigenwerbung oder etwas mehr im Reiseblatt.
Und ob man in diesen Tagen unbedingt mehr von diesem Feuilleton bräuchte – ich tue es mir bis zum Ablauf des Abos momentan noch regelmäßig an -, das sei mal dahingestellt. Die Post-Schirrmacher-Ära zeichnet sich doch sehr durch eine einschläfernde Beliebigkeit aus. Ausnahmen wie D. Dath, C. Kurz bestätigen die Regel. Den reaktionären Wirtschafts- und Politikapologeten des Hauses wird’s recht sein.
Klar geht’s auch darum, neben den bestehenden Werbeauftritten weitere Einnahmen damit zu generieren, siehe auch im Handel – Geburtstag, Jubiläum, Wiedereröffnung nach Umbau, etc. Spannend ist die Frage auf jeden Fall, was da noch an zusätzlicher Kohle abgegriffen werden kann. Ich finde in den von mir benannten Bereichen durchaus immer wieder Brauchbares, besonders bei gesellschaftspolitischen Themen jedoch nicht.
„Für die junge Elite“….da krieg ich schon so ein würgendes Kitzeln hinten am Zäpfchen. So schlecht kann es der Zeitung ja nicht gehen, wenn man direkt nur auf kleinstes Zielpublikum aus ist.
Zusammen mit dem Niggemeier-Artikel, den ich die Woche schon gelesen habe, fühle ich mich also eher abgestoßen denn angesprochen.
Aber für lau kost ja nix und dann schau ich mir das mal 4 Wochen an. ;-)
„„Für die junge Elite“….da krieg ich schon so ein würgendes Kitzeln hinten am Zäpfchen“ Hihi. :D Hatte auch kurz überlegt, mich aber gegen weitere Ausgaben, auch wenn sie kostenlos angeboten werden, entschieden. Ich denke da ist schlichtweg nichts zu erwarten, was die FAZ nicht auch so schon absondert.
Nach den ersten 2 Ausgaben die ich bekam muß ich sagen die „Woche“ ist gar nicht soo schlecht. Diese kleine Kolumne von dem Spinner Wganer fällt nicht sonderlich ins Gewicht.
Und es hat interessante Artikel, die ich online unter tl;dr verbucht hätte, ich gebe zu meine Aufmerksamkeitsspanne am Bildschirm ist meist begrenzt und es tut ganz gut mal wieder was in Ruhe auf totem Baum zu lesen.
Dreifuffzisch wöchentlich werde ich am Ende wohl trotzdem dafür nicht ausgeben.