Die Dummheit der Fußballfans parodierte einst das Comedy-Duo Badesalz mit dem „Anthony-Sabini“-Sketch ganz vorzüglich. Der Schwarze Spieler in Reihen des gegnerischen Teams, wird mit dem für Menschen im einstelligen IQ-Bereich üblichen Vokabular („N—r“, „Bananen“, „Bimbo“, „Halbaffe“ etc.) rassistisch angefeindet, bis klar wird, dass er ab der kommenden Saison für den eigenen Verein auf Torejagd gehen wird. Bei dem im Sketch thematisierten Spieler Anthony Sabini handelte es sich um einen der populärsten Kicker aller Zeiten in Reihen der Frankfurter Eintracht: Anthony Yeboah.
Bevor nämlich die fast schon legendäre Fußball-2000-Ära bei Eintracht Frankfurt begann, schnürte dieser Yeboah seine Fußballschuhe für den 1. FC Saarbrücken. Mit eben diesem Verein spielte er in der Saison 1988/89 die Relegation zur 1. Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt und schoß mit zwei Toren im Rückspiel seinen künftigen Arbeitgeber, zu dem er anschließend, in einem Hauruck-Verfahren, wechselte, fast in die 2. Bundesliga.
Dieser Anthony Yeboah steht nun, viele Jahre nach seiner Zeit in Frankfurt, im Mittelpunkt des Geschehens beim Frankfurter Fanprojekt e.V., welcher in diesem Jahr zum zweiten Mal den Im-Gedächtnis-bleiben-Preis ausgeschrieben hat. Verliehen wird dieser Preis für Aktivitäten, die 2014 ins Leben gerufen, umgesetzt oder fortgeführt wurden und sich sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit sowie gegen jegliche Form der Diskriminierung engagieren.
Gewonnen hat den mit 1.000 € dotierten Preis Mathias Weinfurter mit seiner Idee „Eine Frankfurter Hauswand wird zum Wahrzeichen für Toleranz“. Eine Außenfläche für dieses Projekt wurde in Frankfurt-Niederrad, an einem Haus der Nassauischen Heimstätte gefunden, von der nun ein übergroßes Konterfei von Yeboah und dem Zitat „Wir schämen uns für alle, die gegen uns schreien“ ragt. Der Satz stammt aus einem Appell von Anthony Yeboah, Tony Baffoe und Souleyman Sané, welcher anlässlich wiederholter rassistischer Diskriminierungen 1990 in einem deutschen Boulevard-Blatt veröffentlicht wurde.
Angesprochen auf den Böhse-Onkelz-Rotz und rassistische Anfeindungen in Deutschland ertappt Yeboah in einem Interview mit dem Spiegel 1992 den Fragesteller des Magazins selbst bei Ressentiments gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen und zeigt somit nebenbei auf, dass dieses Problem, wenn auch in anderer Form, kein exklusives Nazi-, Macker- und Fankurvenproblem ist.
Spiegel: „Sie […] wohnen im Reihenhaus mit Schrankwand und Vorgarten. Ist Ihnen bewußt, daß Sie wie ein deutscher Musterbürger wirken?“
Yeboah: „Soll ich ein Lagerfeuer im Wohnzimmer machen?“
Am Samstag, den 21. Juni 2014, kann man sich von 14 bis 17 Uhr zu einem gemeinsamen Nachmittag mit interessanten Gästen in der Melibocustraße 86 einfinden, wo sich das Anti-Racism-Mural with Soccer-Superstar Yeboah, um mal den internationalen Internet-Sprech zu solchen Mal-Aktionen zu bemühen, befindet.