Im Sommer 2013 wurde ich erstmals auf Elias Gottstein aufmerksam, der zusammen mit seinem Partner Carl Luis Zielke unter dem Namen Guaia Guaia Musik machte. Zu dieser Zeit kam der Dokumentarfilm Unplugged: Leben Guaia Guaia von Regisseur Sobo Swobodnik in die Kinos, der das selbst gewählte Leben der beiden auf der Straße und das damit verbundene Freiheitsgefühl thematisiert. Kurz darauf erschien ihr Album „Eine Revolution ist viel zu wenig“, das mit eingängigen Songs wie „Neues Land“, „Alle Autos fliegen hoch“ und „Terrorist“ aufwartete. Letzterer wurde einige Monate später als Beitrag beim von Stefan Raab ins Leben gerufenen Bundesvision Song Contest präsentiert.
Guaia Guaia waren für mich eigentlich schon in Vergessenheit geraten, bis mir im Jahr 2014 ein großer „GUAIA“-Graffiti-Schriftzug auf der Neuen Niederräder Brücke ins Auge fiel und die beiden Musiker noch einmal kurz in meine Erinnerung zurückholte. Doch auch dieser Moment blieb letztlich nur flüchtig. Hätte ich im Jahr 2015 den regionalen Kurzfilmen des Lichter Filmfests Frankfurt mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wäre mir wahrscheinlich damals schon Elias Gottstein als Solokünstler aufgefallen, denn dort wurde das Video zu seinem Song „Geilste Stadt“ gezeigt. Ist es aber nicht. Jetzt, erst jetzt, sage und schreibe zehn Jahre später, bin ich auf seine Musik und dem eben bereits angesprochenen Titel „Geilste Stadt“, in dem es um Frankfurt am Main geht, aufmerksam geworden.
Glücklicherweise geht es in „Geilste Stadt“ nicht um das übliche Gesülze, das man besonders oft von Leuten hört, die irgendwann mal aus Timbuktu hergezogen sind und die Stadt anhaltend mit „stabil“ und „wunderbar“ verklären, sondern um die Entwicklung Veränderung Frankfurts – von einst „geilste Stadt der Welt“ zu „einer, die nicht mehr gefällt.“ Eine Passage aus dem Song lautet wie folgt:
„Sie war die geilste Stadt auf dieser Welt, ich hätte nie gedacht, dass sie mir nicht mehr gefällt. Was ist aus dir geworden? Du hässliches Stück. Das Gallus sieht aus wie scheiße, das Europaviertel total missglückt. Du bist keine Stadt mehr, du bist nur noch ein Markt, eine Brutstätte für das Inlandsprodukt. Leck mich am Arsch.“
ELIAS GOTTSTEIN – „Geilste Stadt“
Lange nicht mehr so sehr einen Frankfurt-Song gefühlt. Da kann nur noch „Handkäs mit Musik (Die Frankfurter Untergrundhymne)“ von Ebony Prince mithalten. Im nächsten Artikel hier im Blog wird Elias Gottsteins Song übrigens auch noch mal eine kleine Rolle spielen, sogar in einem ähnlichen Kontext.