Entlang der Leipziger Straße und Friesengasse in Frankfurt-Bockenheim sind mir heute einige kleinere Plakate aufgefallen, auf denen mit einfachen Schwarz-weiß-Portraits allen zehn Todesopfern der rechtsextremen terroristischen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gedacht wird: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter.
Da die Exemplare größtenteils noch in einem sehr guten Zustand waren, vermutete ich, dass das nicht allzu lange her gewesen sein dürfte, dass diese im öffentlichen Raum angebracht wurden. Daraufhin habe ich im Internet gesucht und bin auf das weiter unten zu sehende Video aufmerksam geworden, in dem diese Plakataktion dokumentiert wird.
Anlass für die Plakate war der Jahrestag des Todes von Halit Yozgat, der in seinem Internetcafé in der Holländischen Straße im Kasseler Stadtteil Nord‐Holland im Alter von nur 21 Jahren durch zwei Pistolenschüsse in den Kopf erschossen wurde. Anlässlich seines 18. Todestags fand auch eine von der Familie Yozgat und der Stadt Kassel organisierte öffentliche Gedenkveranstaltung auf den Halitplatz statt. Der „Halitplatz“ liegt unweit des zuvor erwähnten Internetcafés und wurde im Jahr 2012 umbenannt, nachdem die Stadt Kassel abgelehnt hatte, die Holländische Straße nach dem Opfer zu benennen.
Ich habe nicht zu allen Opfern Plakate entdeckt, allerdings habe ich auch schon Exemplare gesehen, die abgerissen wurden. Offensichtlich hatte also jemand ein Problem mit einer doch harmlosen Form von Aktionismus, bei der es sich noch nicht einmal um klassischen Protest, sondern um ein Gedenken handelt. Eine überbordenden Sinn für Sauberkeit kann man hier auch ausschließen, besonders angesichts der Tatsache, dass die betroffenen Flächen bereits zuvor anderweitig beansprucht wurden.
Halit Yozgat unvergessen!