Von Oktober 2023 bis Februar 2024 sind mir, meistens in U- und S-Bahn-Stationen, einige Plakate aufgefallen, die mich aufgrund unterschiedlicher Merkmale angesprochen haben. Beworben werden überwiegend Kultur- und Kunstveranstaltungen, die im Winter 2023/24 in Frankfurt am Main stattfinden.
In der Wahrnehmungspsychologie wird betont, dass Gesichter eine besondere Wirkung in punkto Aufmerksamkeit und Emotionen hervorrufen. In der Werbung wird deswegen oft darauf geachtet, dass die Rezipienten direkt angeschaut werden oder dass ihr Blick gezielt auf wichtige Elemente, wie z. B. das beworbene Produkt oder die beworbene Dienstleistung, gelenkt wird. Für die hier zu sehenden Plakate mit Gesichtern trifft das allerdings nur bedingt zu, mich sprachen bei diesen Plakaten jedenfalls eher die Textgestaltungen an, sei es aufgrund ihrer Form oder Anordnung, wie z. B. bei „à la carte“ (Bockenheimer Depot), „Geteilter Abend“ (Mousonturm) und ganz besonders „Ein Auge für die Welt“ (DFF).
Würde man es außer Acht lassen, bereits mit einem Plakat das entsprechende Thema gestalterisch aufzugreifen und sich nur darauf konzentrieren, maximale Aufmerksamkeit zu erregen, dürften Plakate mit grellen Farben und schwarzen (und/oder weißen) Textelementen, wie z. B. bei „Cozi“, „Floh- und Trödelmarkt“ und „39 years of Techno Club“, bis heute unübertroffen sein. Die würde niemand kaufen und daheim aufhängen wollen, fallen aber immer auf, egal ob sie irgendwo das einzige Plakat weit und breit sind oder an einer Plakatwand zwischen zehn anderen Veranstaltungshinweisen drangekleistert wurden.
Eine andere Art von Besonderheit bietet das Plakat zur Ausstellung „Barbara Klemm – Frankfurt Bilder“ (Historisches Museum Frankfurt), da die Gestaltung der Fläche nicht wie üblich im Hoch-, sondern im Querformat erfolgte und somit an Plakatwänden sogar der Platz von zwei „üblichen“ Plakaten eingenommen wird. Schade übrigens, dass die zum Verkauf angebotenen Ausstellungsplakate nicht die gleichen sind, mit denen für die Ausstellung geworben wird. Ich mochte gerade den auffälligen Gebrauch der hauseigenen Schrift „Futura-HMF“, die der „Futura“ von Paul Renner (um 1927) nachempfunden ist. Bei den zum Kauf angebotenen Exemplaren wurden jedoch sämtliche Informationen in kleiner Schrift am unteren Rand platziert, wodurch sie nur noch nach einem vergrößerten Foto bzw. Poster aussehen.