Im Jahr 2015 startete die Wüstenrot Stiftung zusammen mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) das Projekt „SOS Brutalismus“. Ziel war eine internationale Bestandsaufnahme zum Brutalismus in der Architektur, um das Denkmalbewusstsein für brutalistische Bauten zu aktivieren und ihre Erforschung voranzutreiben. Das Projekt begann mit einer großen Onlinekampagne für die weltweit von Abriss und Umgestaltung bedrohte brutalistische Architektur. Eine Online-Datenbank auf der Projekt-Website www.sosbrutalism.org verzeichnet seitdem mehr als 2000 Bauten. Eine Ausstellung zu dem Thema war 2018 im DAM zu sehen.
Alte Bausubstanz ist auch heute noch ein Thema beim DAM, zuletzt in der Ausstellung Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand (09/22-01/23), die das „DAM on Tour“ ab dem 30. September 2023 in Hannover fortsetzt. Wurden in Frankfurt anhand von sechs Themenbereichen zeitgenössische internationale Beispiele kluger und kreativer Strategien im Umgang mit bestehender Architektur thematisiert, zeigen Student*innen aus Hannover nun als Pendant zu jenen internationalen Projekten anhand von acht Gebäuden, darunter auch der ehemalige Galeria-Kaufhof (jetzt: aufhof) in dem die Ausstellung stattfindet, wie sie sich die Zukunft ihrer Stadt vorstellen – ganz ohne Abriss und Neubau.
„Abriss und Neubau ist häufig immer noch die Antwort im Umgang mit Gebäuden, deren Gestalt und Räumlichkeiten anscheinend nicht mehr den gegenwärtigen Normen, der aktuellen Marktlage oder einer effizienten und ökonomischen Nutzung entsprechen. Unbeachtet bleiben dabei oft Werte, Ressourcen und graue Energie, die den Bauwerken seit ihrer Errichtung eingeschrieben sind. Formen des Umbauens sind so alt wie die Architektur selbst. Zwar hat die Umbaukultur in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren, doch in Zeiten von Klimakrise und knapper werdenden Rohstoffen ist ihre Reaktivierung wichtiger denn je. Nicht zuletzt, da die Bauindustrie mehr Ressourcen verbraucht als jeder andere Wirtschaftszweig.“ (dam-online.de)
Anlässlich der Ausstellung „Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand“, die im aufhof in Hannover gezeigt wird, geht auch der Abriss-Atlas online. Der Abriss-Atlas soll die Dimensionen der Gebäudeabrisse in Deutschland fassbar machen und auch die Geschichten der verschwundenen Häuser erzählen, aber auch das vermeintlich alternativlose Abrissgeschehen anprangern, heißt es auf der Website des Projekts, auf der ebenfalls eine Karte zu finden ist, in die man Einträge zum Thema vornehmen kann. Gesucht sind Abrissgebäude, die etwa seit 2020 abgerissen wurden oder werden sollen.
Für Frankfurt am Main liegen derzeit (nur) sechs Einträge vor:
- Städtische Bühnen Frankfurt (Innenstadt)
- Das Präsidium (Gallus)
- Dondorf Druckerei (Bockenheim)
- Juridicum (Westend-Süd)
- FAZ-Gebäude (Gallus)
- Wohnhaus Günderrodestraße (Gallus)
Auf Anhieb fallen mir noch ein:
- Panoramabad (Bornheim)
- Ostbahnhof (Ostend)
- Main-Yard-Areal (Innenstadt)
- Altes Sparkasse-Hochhaus (Innenstadt)
- Tomin-Videothek (Nordend)