In der ersten Runde des DFB-Pokals der Männer 2023/24 empfing der Regionalligist FSV Frankfurt am Sonntagabend mit Hansa Rostock den aktuellen Tabellenführer der 2. Bundesliga. Der FSV präsentierte sich besonders in der ersten Halbzeit zwar sehr engagiert, kämpferisch und leidenschaftlich, aber am Ende verlor man die Partie gegen den Favoriten, allerdings erst im 11-Meter-Schießen. Sollte der FSV das, was er in der ersten Halbzeit angeboten hat auch über die gesamte Spielzeit schaffen, mache ich mir um dieses Team keine Sorgen, das hat mir richtig gut gefallen, wie die sich bei gelungenen Aktionen selbst gefeiert haben, immer miteinander geredet haben, der Trainer vom Spielfeldrand mitgemacht hat usw.
Fast 7500 Besucher*innen haben die erste DFB-Pokal-Partie des FSV Frankfurt seit der Saison 2016/17 gesehen. Hansa Rostock ist sicher nicht DAS Los gewesen, aber eine Partie im DFB-Pokal müsste man eigentlich gar nicht an einen bestimmten Gegner festmachen, da hätten sich auch gerne 10000 Bornheimer*innen einfinden können. Hansa Rostock hatte auch viele Anhänger*innen mitgebracht und – wie so oft bei besonderen Begegnungen – Eventies, nicht wenige davon mit Eintracht-Frankfurt-Motiven auf ihren T-Shirts oder Mützchen, waren auch wieder vor Ort. Ich kann’s verstehen, immerhin ist der FSV Frankfurt der echte Traditionsverein in Frankfurt, wurde wirklich 1899 gegründet und ist nicht erst ca. 1920 nach Zusammenschlüssen anderer Fußball- und Sportvereine entstanden, auch wenn man sich bei der Eintracht gerne das Gründungsjahr 1899 der Vorgängervereine auf die Fahne schreibt.
Was bei solchen Highlight-Spielen immer nervt, ist das Gelaber von solchen Leuten, das man früher oder später immer hört: „Bla bla Bla … FSV immer wenig(er) Fans“, „Bli bla blub, immer wenig(er) Stimmung“, als würde man eine Unterhaltungsveranstaltung und nicht etwa ein Fußballspiel besuchen. Sollte diese ominöse „Stimmung“ z. B. auch für Dauersingsang stehen, vielleicht sogar einen auf Eintracht Frankfurt umgetexteten Schunkelwalzer, vorgetragen durch einen Polizeichor, ebenfalls mit einschließen, dann ziehe ich die Support-Kakophonie des FSV-Anhangs auf jeden Fall vor: Hier zwei, drei dauerpöbelnde Schotten, da der Fahnen schwenkende Ein-Mann-Fanclub, der drölfzig mal pro Partie erfolglos Anfeuerungsrufe anstimmt (und immer durchzieht), aber nur selten ein gelungenes Zusammenspiel der unterschiedlich zusammengesetzten Blöcke, das bei Gelingen dafür umso echter, und nicht orchestriert wirkt.
Der Anhang von Hansa Rostock feierte das Erreichen der nächste Runde mit dem immer noch dämlichen „Sieg“-Rufen, in diesem Fall vielleicht ja auch „Sig“-Rufen, wer weiß das schon, bei all den Hinterlassenschaften rund um den Bornheimer Hang, wo ich neben vielen Irgendwas-mit-Hansa-Rostock-Aufklebern, davon einige gezielt über Ultras 385-, Droogs 99- und St.-Pauli-Aufkleber geklebt – was diese drei wohl gemeinsam haben? – auch ein gekritzelten „Heil Hansa“, drei „Gegen die modernen Ultras“ und einen „Zecken boxen“-Aufkleber entdecken konnte. Beide Aufkleber-Motive waren zwar nicht mit Hansa Rostock gekennzeichnet, aber es ist natürlich kein Zufall, dass diese auf selber Strecke zum/vom Stadion wie die anderen Rostock-Sticker auftauchten, das kann ich nach all den Jahren Fotografieren in der Stadt, besonders in den Stadtteilen Bornheim, Nordend und Ostend, sehr gut beurteilen. Darüber hinaus habe ich dazu auch zwei Beiträge im Internet ausfindig machen können, die den „Heil Hansa“-Slogan und den „Gegen die modernen Ultras“-Aufkleber im Zusammenhang mit dem FCH-Anhang thematisieren:
• migazin.de: „HEIL HANSA“ ROSTOCK – „Wir haben – hoffentlich – kein Problem mit Rechtsradikalismus“
• grauzonen.info: Homosexuellenfeindlichkeit / Heterosexismus: »Deine schwulen Texte, sie sind zweitklassig.«
Schön, dass hier noch über den FSV berichtet wird. Bornheim aller!