Wenn in Frankfurt am Main eine Litfaßsäule nicht als Werbeträger fungiert, sondern für Künstler*innen zur Verfügung steht, dann dürfte man das vor allem mit dem Projekt von Florian Koch in Verbindung bringen, der seit 2017 in Sachsenhausen die Frankfurter KunstSäule bespielt. Aktuell gibt es aber auch in der Innenstadt eine künstlerisch umgestaltete Litfaßsäule zu entdecken, und das nur noch bis zum 12. Juni.
Auf dem bisher ziemlich tristen Areal zwischen Roßmarkt, Goetheplatz und Rathenauplatz, wo erst kürzlich einige Sitzkringel im Farbton spießerschreck-orange installiert wurden, befindet sich die Installation „Die Spindel der Notwendigkeit“ von Corinna Tetzel und Jue Löffelholz. Hierbei handelt es sich um eine mit 25 km rot-weißen Absperrbändern umwickelte Litfaßsäule.
Zu dieser Aktion gehört auch Das Märchen vom Flatterkraut von Jörn Etzol. Hier ein Auszug;
„Niemand weiß, wie diese Zeit zu Ende ging. Aber eines Tages erwachten die Menschen und fanden die Spielplätze auch dieser Stadt verlassen und umwuchert von dem seltsamen Kraut. Und um der Menschen zu gedenken, die an der Seuche gestorben waren, und um der Frauen zu gedenken, die in den engen Kammern ihr Garn gesponnen hatten, wickelten sie das Kraut um eine Säule inmitten der Stadt, so dass die Säule, wie jene ihrer Vorfahren, an die große Seuche erinnerte. Und dann versammelten sie sich um die Säule und beteten, dass die Seuche nie zurückkommen möge.“